Ein Transit des sonnennächsten Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe kann nur in der unteren Konjunktion stattfinden und dies nur entweder im Mai (aufsteigender Knoten der Bahn) oder November (absteigender Knoten). In den Genuß von Mai-Transits sind wir in den Jahren 2003 und 2016 gekommen und konnten beide gut beobachten. Jetzt steht ein November-Transit ins Haus und diese Jahreszeit hat in unseren Breiten so ihre Probleme.
So überlegen wir schon seit einigen Tagen, wo und wie wir den Transit wohl beobachten können. Weltreise wird wegen dieses Ereignisses keiner unternehmen, aber eine gewisse Strecken fahren, um dem schlechtesten Wetter auszuweichen, das würden einige in Kauf nehmen. Doch die Wettermodelle zeigen bald eine kleine Überraschung: Am besten dürfte es an diesem Nachmittag des 11. November 2019 doch wirklich im Raum Wien werden!
Einige Wettersysteme, jedes für sich nicht sehr astronomiefreundlich, konkurrieren miteinander. Da ist einmal die Hochnebeldecke im Flachland. Doch gegen sie tritt föhniger Südwind an. Er bringt die Okklusion eines Mittelmeertiefs. Was daraus wird? Da bald klar wird, dass in den Bergen kaum etwas zu holen sein wird, fahren einige, die sich den Montagnachmittag freinehmen konnten, doch auf die Sophienalpe. In der Tat ist bald zu beobachten, dass die Hochnebeldecke aufreißsst. Und es passiert zum zweiten Mal in diesem Jahr, dass wir Wetterglück haben. Nach der Mondfinsternis im Jänner, die in der einzig guten Nachthälfte im Zeitraum von fast drei Monaten stattfand, dürfen wir jene zweieinhalb Stunden Merkurtransit vom ersten Kontakt bis Sonnenuntergang durch teils große und lange Wolkenlöcher beobachten. Kurz vor Beginn klart es auf, knapp vor Sonnenuntergang zieht es zu. Danke!
Hier ein paar Eindrücke:
Unsere Vorschaugrafik auf den Merkurtransit 2019 (Mit Mausklick vergrößern)
Wettereindruck auf der Sophienalpe kurz vor Beginn des Transits (Mit Mausklick vergrößern)
Dieses seltene Himmelsereignis lassen sich einige trotz des Wochentags nicht entgehen (Mit Mausklick vergrößern)
Unmittelbar vor dem ersten Kontakt klart es ausreichend auf (Mit Mausklick vergrößern)
Langsam aber stetig zieht der kleine Planet über die Sonnenscheibe. Fotos der ersten Stunde des Transits. (Mit Mausklick vergrößern)
Die Wolken unterbrechen die Beobachtung jeweils nur kurz. (Mit Mausklick vergrößern)
Einer der besten Blicke auf Merkur vor der fleckenfreien Sonne ergibt sich um 14.15 Uhr MEZ. Aus 50 Aufnahmen gemitteltes Bild. (Mit Mausklick vergrößern)
Je näher der Sonnenuntergang kommt, desto dichter werden die Wolken wieder (Mit Mausklick vergrößern)
Einer der letzten Blicke zum Transit, schon durch die Cirren der nahenden Okklusion und bei sehr schlechtem Seeing. (Mit Mausklick vergrößern)
Blick zum fernen Schneeberg nach Sonnenuntergang. (Mit Mausklick vergrößern)
Jetzt ist Geduld gefragt. Der nächste Merkurtransit findet erst wieder am 13. November 2032 statt.
Text und Bilder: Alexander Pikhard.
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |