Die Ankündigung unserer Summer School 2020 (Mit Mausklick vergrößern)
Vor etlichen Jahren veranstalteten wir schon einmal - sehr erfolgreich - eine Summer School. Die Idee dahinter: Astronomie als Hobby im Rahmen einer lockeren Urlaubswoche erlernen. Mitte 2019 entstand die Idee, die Summer School wieder aufleben zu lassen. Vier ausgearbeitete Kurse der SternenHimmelAkademie plus der ohnedies geplante Sommerworkshop sollen zu einem Paket aus fünf Einheiten werden, quasi ein ganzes Semester SternenHimmelAkademie in einer Woche. Natürlich nicht randvoll, sondern mit vier Stunden Kurs pro Tag plus einem Ruhetag bleibt viel Zeit für Erholung. Und wenn die Abende es zulassen, besteht auch reichlich Gelegenheit, das Gelernte gleich in die Praxis umzusetzen.
Die Anmeldungen zur Summer School 2020 liefen gut an. Doch dann kam Corona. Würden wir die Sache überhaupt durchführen können? Im Juni kristallisierte sich heraus, dass die Durchführung der Summer School möglich sein würde. Wir verständigten die angemeldeten Personen diesbezüglich - was mit viel Freude aufgenommen wurde - und begrenzten die Teilnehmerzahl gleichzeitig auf den Iststand. So konnten wir, mit speziellen coronabedingten Maßnahmen, am 20. Juli auf der Hohen Wand starten.
Kernstück der Summer School sind Kurse unserer SternenHimmelAkademie, und zwar
sowie der Sommerworkshop "Welches Fernrohr paßt zu mir?".
Für die Kurse, die im Seminarraum der Flugschule stattfanden, mussten wir neben einem entsprechenden Abstand auch Maskenpflicht anordnen, für Teilnehmende genauso wie für den Vortragenden, was natürlich eine besondere Anstrengung darstellt. Wann immer möglich und sinnvoll, wurde auch der Vortrag ins Freie verlegt. Da zahlreiche praktische Übungen zum Inhalt gehörten und das Wetter bis auf einmal auch mitspielte, lockerte das die Kurse auf. Auf gemeinsame Jause und Abendessen mussten wir aber auch verzichten, die Pausen wurden gemäß Gastronomieverordnung in sehr kleinen Gruppen an getrennten Tischen verbracht.
An Praxis mangelte es nicht. Bis auf einen einzigen Abend ließ das Wetter immer zu, dass wir auch Sterne sahen und das Gelernte praktisch anwenden konnten. Der Sternenhimmel hatte auch volles Programm zu bieten: Sommersternhimmel mit der Michstraße, drei helle Planeten (Jupiter, Saturn und später Mars), den Mitte der Woche auftauchenden jungen Mond und allem voran noch den spektakulären Kometen C/2020 F3 (NEOWISE) in der zweiten Woche seiner schönen Sichtbarkeit am Abendhimmel.
Die Woche war wettermäßig fein und ein guter Rahmen für unsere WAA Summer School 2020 (Mit Mausklick vergrößern)
Summer School in Corona-Zeiten: Mit Maske, Abstand und wenigen Teilnehmenden wird Astronomie in Theorie und Praxis erlernt (Mit Mausklick vergrößern)
Summer School in Corona-Zeiten: Zum Glück ist Astronomie meist ein Freilufthobby (Mit Mausklick vergrößern)
Für Teleskop-Einsteiger sind Planeten dankbare Objekte. Sie sind hell und damit am Himmel leicht zu finden und auch recht leicht einzustellen. Und vor allem Jupiter und Saturn, die beiden am Abend sichtbaren Planeten, sind auch schon in kleineren Fernrohren schöne Beobachtungsobjekte. Jupitermonde, der Große Rote Fleck, die Wolkenbänder des Riesenplaneten, natürlich die Ringe des Saturn sind interessante und meist auch abwechslungsreiche erste Ziele.
Mars, der spät in der Nacht auftauchte, ist da schon schwieriger, zumal er noch recht weit entfernt und entsprechend klein im Fernrohr war. Aber immerhin: Drei helle Planeten, das ist ein tolles Programm für eine Einsteigerwoche.
Die drei hellen Planeten Mars, Jupiter und Saturn runden das Programm am Sternenhimmel ab. Oben: Jupiter und Saturn in der Dämmerung, Jupiter im Fernrohr.
Mitte: Saturn und Mars im Fernrohr; Jupiter und Saturn in der Nacht über der Star Party. Unten: Panorama mit Mars (links), Saturn und Jupiter. (Mit Mausklick vergrößern)
Er war der unumstrittene Star dieser Woche: Komet C/2020 F3 (NEOWISE). In der zweiten Woche seiner Abendsichtbarkeit war er zwar schon etwas schwächer geworden, aber immer noch gut mit freiem Auge zu sehen. Schon im Vorfeld hatten wir uns vergewissert, dass wir den Kometen von unserem Beobachtungsplatz, der Postlwiese, gut sehen können würden. Und so war es denn auch.
So begann dann (bis auf Freitag) jeder Abend nach erfolgtem Aufbau der Instrumente nicht nur mit dem Warten auf ausreichende Dunkelheit, sondern auch mit dem Warten auf Komet NEOWISE. Selbst durch Cirruswolken, die es oft anfangs als Reste von Gewittern am Nachmittag noch gab, konnte sich der markante Schweifstern gut durchsetzen.
Impressionen von Komet C/2020 F3 (NEOWISE) von Montag, 20. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Impressionen von Komet C/2020 F3 (NEOWISE) nach abendlichem Gewitter am Dienstag, 21. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Impressionen von Komet C/2020 F3 (NEOWISE) von Mittwoch, 22. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Impressionen von Komet C/2020 F3 (NEOWISE) von Donnerstag, 23. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Impressionen von Komet C/2020 F3 (NEOWISE) von Samstag, 25. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Bedingt durch das reiche Angebot an hellen Planeten und Komet NEOWISE traten die für die Jahreszeit gerne besuchten Deep Sky Objekte heuer etwas in den Hintergrund. Besagte Cirruswolken trugen anfangs auch dazu bei. Dennoch, der Sommersternhimmel mit seiner prächtigen Milchstraße war natürlich auch ein Thema.
Wer manuell einstellte, sammelte erste Erfahrungen mit Star Hopping und erblickte mitunter zum ersten Mal einen der Sommerklassiker wie Messier 13, den Hantelnebel Messier 27 oder den Ringnebel in der Leier, Messier 57. Oder auch eines der südlichen Messier-Objekte im Skorpion oder im Schützen.
Deep Sky Objekte, beobachtet und fotografiert während der Summer School 2020: Die Milchstraße (links), M13, M27 und M101 (rechts von oben nach unten) (Mit Mausklick vergrößern)
Deep Sky Objekte, beobachtet und fotografiert während der Summer School 2020: Die Milchstraße (links), M11 (rechts oben und Mitte), Barnards "E" im Adler (rechts unten) (Mit Mausklick vergrößern)
Mitte der Woche gesellte sich der Mond zu uns. Noch nicht hell und störend, sondern dünn und - jahreszeitlich bedingt - bald untergehend. Und doch: Der Mond ist, speziell für Teleskop-Neulinge, ein wunderbares Beobachtungsobjekt. Leicht zu finden, leicht einzustellen und schon mit geringer Vergrößerung ein tolles Erlebnis.
Darüber hinaus ist die Wanderung des Mondes von Abend zu Abend samt dem Wechsel der Mondphasen überaus lehrreich und die Beobachtung ergänzt hier die Theorie erstklassig.
Mond-Impressionen von Mittwoch, 22. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Mond-Impressionen von Donnerstag, 23. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Mond-Impressionen von Samstag, 25. Juli 2020, auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)
Der Sommerworkshop "Welches Fernrohr passt zu mir?" ist einfach die Fortsetzung der Kurse der SternenHimmelAkademie. Meist im freien stellen die, die schon ein Fernrohr besitzen, dieses vor und gemeinsam diskutieren wir über die jeweiligen Vor- und Nachteile. Leider können wir genau am Freitagabend nicht beobachten, es ist der einzige Abend in dieser Woche, an dem uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.
Und dann ist der letzte Teil dieser Summer School die Summer Star Party, unser sommerliches Teleskoptreffen. Vor allem der Samstag, 25. Juli, bescherte uns auch Wetter vom feinsten. Und so kamen viele. Sehr viele. Da wir auch beim Beobachten auf Abstand achteten - fünf Meter Mindestabstand zwischen den Geräten galt eigentlich schon immer - brauchten wir gut und gerne die ganze Länge der Postlwiese entlang der Forstraße, 200 Meter werden es schon gewesen sein. Mehr als 25 Geräte wurden aufgebaut, ganz kleine und auch stattlich große. So erlebten wir eine der bestbesuchten Summer Star Parties überhaupt, und das in Coronazeiten! Ein Kommentar war wohl typisch für viele: "Das ist die erste Veranstaltung, die ich micht seit dem Lockdown wieder besuchen traue". Leute, beschäftigt Euch mit Astronomie! Dieses Hobby wird im Freien ausgeübt und auch wenn sich eine Gruppe trifft, dann auf einem so großen Platz, dass der Mindestabstand kein Thema ist.
WAA Summer Star Party 2020: Trotz Corona-Krise eine der bestbesuchten. Abstand halten ist einfach, es ist genug Platz da.
Wie bei jeder Star Party gibt es viele interessante Geräte zu bestaunen und für die Teilnehmenden vieles neu kennenzulernen. (Mit Mausklick vergrößern)
WAA Summer Star Party 2020: Ein Stelldichein von Astronomiebegeisterten mit Fernrohren (fast) aller Größen (Mit Mausklick vergrößern)
WAA Summer Star Party 2020: Astronomie ist eine schöne Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft (Mit Mausklick vergrößern)
Egal ob Star Party, Workshop oder Kurs: Auf der Hohen Wand geht es nicht nur um Sterne. Untertags bleibt viel Zeit, Flora und Fauna des Naturparks Hohe Wand zu genießen. Augen auf und durchatmen!
Wer gerne fotografiert, findet hier viele tolle Motive und Herausforderungen. Wer sich fürs Wetter interessiert, wird meist auch belohnt. Und Sport? Aber ja. Wandern ist allemal drin, vom 30-Minuten-Spaziergang zum Sky Walk bis zur Tagestour rund ums Plateau. Vom Klettern und Fliegen ganz zu schweigen.
Natur-Impressionen von der Hohen Wand: Hier gibt es noch Insekten, die reichlich Nahrung finden (Mit Mausklick vergrößern)
Natur-Impressionen von der Hohen Wand: Eine wunderschöne Welt voller Alpenpflanzen (Mit Mausklick vergrößern)
Natur-Impressionen von der Hohen Wand: Sommer! (Mit Mausklick vergrößern)
Natur-Impressionen von der Hohen Wand: Auch spannende Wolkenstimmungen gehören hier immer dazu (Mit Mausklick vergrößern)
So warteten wir mit diesem Bericht dann auch noch zwei Wochen, um sicherzugehen, dass coronamäßig "doch nichts passiert" ist. Denn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bleibt das Verantwortungsgefühl vordergründig. Bis zu dem Tag, wo dann doch alles gut zu gegangen scheint. Es war eine ganz, ganz tolle Astronomiewoche, die wir jedes Jahr wieder veranstalten wollen. Jetzt aber hoffen wir auf bessere Zeiten.
Text: Alexander Pikhard.
Fotos: Alexander Pikhard, Christa Plassak.
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |