Namibia 2021 - In einsamer Mission

Hakos, Namibia, 5. - 19. 6. 2021

Alexander Pikhard

Die Reise

Eigentlich wollte ich diesen Bericht "Namibia 2021 - in geheimer Mission" betiteln. Warum geheim? Nun, wir schreiben das Jahr 2021, das zweite Jahr der Corona-Pandemie. Während im Sommer 2020 überraschend Beruhigung eintrat, scheint dies 2021 nicht der Fall zu sein. Das Virus, oder besser die damit verbundenen Maßnahmen, hat unsere Gesellschaft so weit verändert, dass gar nicht mehr zu gehen scheint. Klar, 2020 war an eine Hakos-Reise nicht zu denken, aber 2021? Wobei, es geht ja. Zwei Mitglieder haben es vor einem Monat vorexerziert. Also entschließe ich mich auch, die Reise anzutreten. Mitreisende finde ich keine, also geht es alleine auf den weiten Weg. Und rede nicht darüber. Zu groß die Zahl der Neider und vor allem der Vernaderer momentan.

Ich mache einen PCR-Test am Tag vor dem Abflug, schließe die erforderliche Reiseversicherung ab, und siehe da, ich kann einchecken. Mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Windhoek. Als einziger Passagier am Terminal 3 des Vienna International Airport. Gespenstisch! Noch nie war die Sicherheitskontrolle entspannter. Man muss dazu sagen, dass die Maschine nach Addis Abeba auch der letzte planmäßige Flug des Tages war.

Im Gegensatz zu vor drei Jahren war dies der entspannteste Transfer nach Hakos aller Zeiten, trotz 6 plus 5 Stunden mit Maske im Flugzeug. Ein wenig Schlaf beim Nachtflug von Wien nach Addis Abeba. Der Tagflug von Addis Abeba nach Windhoek ist ein Erlebnis der besonderen Art, führt der doch über viele der großen ostafrikanischen Seen (Turkana, Victoria und Tanganyika), einen Teil der Serengeti und über Sambia und Botswana, wo Erinnerungen an 2001 wach werden. Ankuft am neuen Terminal in Windhoek, nach rekordverdächtigen 15 Minuten - am längsten dabei die Wartezeit auf meinen Koffer, uff - nimmt mich Waltraud in die Arme. Passkontrolle, Covid-Kontrolle, Zoll, alles kein Problem. Es geht nach Hakos. Ein deutscher Astrogast, Reza, ist noch da. Er wird bald abreisen.


Anreise von Wien (hier bin ich der einzige Passagier) über Addis Abeba nach Windhoek und Hakos. Ohne Probleme. (Mit Mausklick vergrößern)

Hakos 2021

Auf Hakos sind drei Mitglieder der Familie, Waltraud, Friedhelm und Jürgen und ein deutscher Astrogast, der aber bald abreisen wird. Sonst ist es leer. Wen wundert es? Niemand traut sich angesichts der Pandemie zu reisen. Die Inzidenz in Namibia befindet sich im Steigen, wie es wohl weitergehen wird? Mein heuriger Aufenhalt wird sehr familiär. Nach ein paar Tagen verabschiedet sich Reza nach Deutschland. Die dort drohenden, verschärften Quarantäneverordnungen machen die Abreise ratsam. In Österreich droht bis zu meiner Abreise nichts. Ich bleibe und bin "der letzte Astronom" auf Hakos. Was für ein eigenartiges Gefühl, vor allem Nachts. Die Wanderungen untertags mache ich allein - ja, soll man nicht, aber so weit vom Haus entferne ich mich nicht (die weiteste unternahm ich noch mit Waltraud und Reza vor dessen Abreise). Nachts ist es "interessant". Mangels Menschen wagen sich die Tiere im Dunkeln sehr nahe an die Farm. Ich höre sie nur, sehe sie aber nicht. Nur einmal erblicke ich ein Kudu auf Walters Terrasse. Auf meinen Wegen von der Sternwarte zur Farm gilt meine Devise "schau nicht hin, hör nicht hin, sie haben mehr Angst vor Dir als Du vor ihnen".


Die Gästefarm Hakos im Juni 2021 (Mit Mausklick vergrößern)


Die wunderbare Landschaft von Hakos im Juni 2021 (Mit Mausklick vergrößern)


Abendstimmungen auf Hakos (ja, einmal gab es Wolken, die vergingen aber bald) (Mit Mausklick vergrößern)


Die Haustiere von Hakos verdienen auch einmal Erwähnung (Mit Mausklick vergrößern)

Die WAA Südsternwarte 2021

Unsere Südsternwarte präsentiert sich in neuem Anstrich, danke dafür, sehr ansprechend! Und es funktioniert fast alles. Nur dass ich mit meiner ASI 1600MM nicht in den Fokus komme, verhärmt mich, hatte doch keine vier Wochen zuvor meine Vorgängerin die absolut gleiche Kamera am gleichen Rohr in Verwendung. Aber was heisst bei chinesischen Produkten schon baugleich. Ich muss also etwas herumschrauben, aber dann funktioniert es. Auf der zweiten Säule der Felsensternwarte motiere ich Christophs 8" Boren-Simon, um mit der Canon EOS 70D DSLR aufzunehmen. Das reicht aber. Ich hätte fünf oder mehr Geräte betreiben können, alle frei, aber ich bin ja nicht wahnsinnig. Zwei Geräte reichen.


Die WAA Südsternwarte im Jahr 2021, von Beginn an (fast) einsatzbereit (Mit Mausklick vergrößern)

Astronomisches

Ich nehme also mit zwei Kameras auf, dazu noch Dämmerungsstimmungen. Planeten sind, abgesehen von Venus, keine mehr am Abendhimmel, also habe ich auch verzichtet, das schwere 12" LX-200 aufzubauen und ich habe auch gar keine Planetenkamera mit.

Mond, gegen Ende meines Aufenthalts


Einige Mondblicke im Juni 2021 (Mit Mausklick vergrößern)

Highlights mit der ASI 1600MM am 12" Deltagraphen

Das sind sehr provisorisch ausgearbeitete Bilder, die nicht als endgültige Präsentation gedacht sind, sondern einfach nur im Rahmen dieses Reiseberichts untermauern sollen, dass ich viel Zeit zum Üben hatte. Mit dieser Konfiguration habe ich in erster Linie Nebel aufgenommen, in LRGB und Schmalband bzw. auch in der Kombination Halpha - RGB. Übrigens viel Zeit und Ruhe: Tatsächlich bin ich einmal während einer Belichtung am Fernrohr eingeschlafen ...


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der ASI1600MM am 12" Deltagraf der WAA-Südsternwarte, provisorische Ausarbeitung. Offene und Kugelsternhaufen. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der ASI1600MM am 12" Deltagraf der WAA-Südsternwarte, provisorische Ausarbeitung. Galaxien. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der ASI1600MM am 12" Deltagraf der WAA-Südsternwarte, provisorische Ausarbeitung. Helle Nebel in LRGB und HRGB. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der ASI1600MM am 12" Deltagraf der WAA-Südsternwarte, provisorische Ausarbeitung. Helle Nebel in LRGB und HRGB. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der ASI1600MM am 12" Deltagraf der WAA-Südsternwarte, provisorische Ausarbeitung. Helle Nebel in Schmalband-Falschfarben. (Mit Mausklick vergrößern)

Highlights mit der Canon EOS 70D am 8" Boren-Simon

Das sind sehr provisorisch ausgearbeitete Bilder, die nicht als endgültige Präsentation gedacht sind, sondern einfach nur im Rahmen dieses Reiseberichts untermauern sollen, dass ich viel Zeit zum Aufnehmen hatte. Mit dieser Konfiguration habe ich in erster Linie Sternhaufen aufgenommen.


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der Canon EOS 70D DSLR am 8" Boren-Simon Astrograf von Christoph Niederhametner und mit Objektiven. Milchstraßendetails. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der Canon EOS 70D DSLR am 8" Boren-Simon Astrograf von Christoph Niederhametner. Kugelsternhaufen und Milchstraßendetails. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der Canon EOS 70D DSLR am 8" Boren-Simon Astrograf von Christoph Niederhametner. Offene Sternhaufen und Galaxien. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige ausgewählte Objekte, aufgenommen mit der Canon EOS 70D DSLR. Spielerei mit Weichzeichner und Sternstrichspuren. (Mit Mausklick vergrößern)

Die Abreise

Einreiseverschärfungen sind bis zu meinem geplanten Reisetermine keine zu erwarten. Aber ich brauche einen gültigen, negativen PCR-Test. Diesen kann ich nur in Windhoek machen. Also reise ich einen Tag früher von Hakos ab. Allerdings: Namibia hat die Covid-Regeln verschärft. Aus Windhoek dürfen nur mehr Touristen raus. Also mein Chauffeur nicht! Waltraud war bereits in Windhoek, wegen Behördenwegen. Also wird mein Transfer spannend. Mit der "Müllabfuhr" fahre ich mit bis zur Mülldeponie am Kupferberg-Pass, wo mich Waltraud abholen soll. Es kommt aber anders. Der Transport darf den Polizei-Checkpoint vor Windhoek nicht passieren - die Zulassung für den Anhänger war abgelaufen. Also muss mich Waltraud vom Checkpoint abholen. Zu fuß wechsle ich die Seite, wie bei einem Agenten- oder Gefangenenaustausch und steige bei Waltraud ein. Es geht zum PCR-Test. Geduld ist gefragt, aber es klappt nach einigen Improvisationen. Waltraud führt mich auf die schöne Ondekaremba-Logde nahe dem Flughafen, wo ich ein Zimmer reserviert habe und wieder der einzige Gast bin. Wieder ein seltsames Gefühl, allein im Restaurant ein mehrgängiges Menü serviert zu bekommen. Dann gehe ich aufs Zimmer (ist ein kleines Haus). Was glitzert da am Boden? Herrjeh, Frost! Brrr, es ist kalt. Im Zenit der zunehmende Mond, ich verkrieche mich unter die Decke. Traue mich nicht, den Heizkörper in Betrieb zu nehmen.

Am nächsten Tag in der Lodge das Warten auf das Testergebnis. Kommt nicht. Ich rufe Waltraud an, die immer noch in Windhoek ist. Sie hilft mir und besorgt mir das verloren gegangene Ergebnis. Bringt mich auch noch zum Flughafen. Danke! Abreise...

Die Einreise in Wien dauert natürlich aufgrund des Paperkrieges, aber sie klappt. Ich bin daheim. I did it.


Zwischenstopp in der wunderschönen Ondekaremba-Lodge nahe dem Flughafen. (Mit Mausklick vergrößern)


Zwischenstopp in der wunderschönen Ondekaremba-Lodge nahe dem Flughafen. (Mit Mausklick vergrößern)


Heimflug. Ob ich meine Hilfe anbieten könnte? (Mit Mausklick vergrößern)


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at