Fairerweise dürfen wir in unseren Breiten nicht erwarten, dass sich so ein perfektes Wetter wie bei der Easter Star Party wiederholt. Leider sind die Wetterprognosen für dieses verlängerte Wochenende alles andere als erfreulich. Ob denn irgendetwas gehen wird?
Wir haben uns von Theorieworkshops auf der Hohen Wand verabschiedet; es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, für reine Vorträge weit durchs Land zu reisen. Das geht anders auch. Aber wenn es darauf ankommt, Praxis zu erlernen oder zu vertiefen, Handgriffe zu üben oder Hilfe dabei in Anspruch zu nehmen, da kommt es auf echtes Miteinander an. Also: Astropraxis-Workshop. Hier geht es um die Ausrüstung und alles drumherum. Damit muss auch das Wetter nicht perfekt sein. Es geht nicht um bahnbrechende Astrofotos (die in größeren Gruppen an sich schon nicht so leicht möglich sind), sondern um helfende Hände und Übung. Trocken sollte es aber schon sein und die eine oder andere Stunde unter klarem Himmel wäre auch ganz gut.
Trocken ist es zumindest an diesem ersten Abend, auch wenn die Wolken keine Chance auf nur einen einzigen Blick zu Sternenhimmel geben. Es reicht aber für erste Praxistests, nämlich das Testen einer Aufstellung.
Am Donnerstagabend, 18. Mai 2023, ist an Beobachten nicht zu denken. Die Wolkendecke reicht fast bis zu unserem Beobachtungsplatz herab.
Aber es ist trocken und so dient der Abend mit dem langen Tageslicht für Aufstellübungen veränderter Gerätekonfigurationen. (Mit Mausklick vergrößern)
Ein deutlich freundlicher Tag mit noch reichlich Freizeit geht in einen durchaus brauchbaren Abend über. Zwei längere wolkenfreie Phasen lassen dann sogar Tests am Sternenhimmel zu. Wie gesagt, keine bahnbrechenden Astrofotos, aber genug, um Erfahrungen zu sammeln.
Der Freitag, 19. Mai 2023, beginnt schon deutlich freundlicher. Sonnige Abschnitte wechseln mit dichteren Wolken, aber es bleibt trocken.
Das macht Hoffnung für den Abend. (Mit Mausklick vergrößern)
Auch wenn sich am Freitagabend, 19. Mai 2023, teils dichte, tiefe Wolken halten, die Tendenz ist besser werdend und so wagen sich einige an die Praxis.
Erst taucht Venus auf, und bei abziehender Bewölkung zeigt sich mehr und mehr vom Frühlings- und Sommerhimmel. Genug für so manchen Test. (Mit Mausklick vergrößern)
A propos Test. Die Aufstellübung am Vorabend sollte zeigen, ob die Celestron AVX einen Skywatcher Quattro 200P Newton trägt (8" f/4).
Tut sie. Und zwar ohne Probleme. Läuft butterweich und leise, es geht dann sogar mit nur einem Gegengewicht, wie sich zeigen soll.
Heute Freitagabend folgt ein First Light (mit noch nicht perfekt justierter Optik) an M3 (oben) und M5 (unten). Jeweils
je 10 x 30s RGB mit ASI 1600MM, mehr lassen die Bedingungen dann leider doch nicht zu. Lange wolkenfreie Passagen gibt es nicht.
Auch das Guiding (ASIAIR, ASI 290MM mini) läuft einwandfrei, leichte Windstöße sind kein Problem. Lediglich das Leitrohr ist optischer Schrott. (Mit Mausklick vergrößern)
Heute ist Workshoptag. Wie lange das Programm dauert, hängt letztlich von den konkret anfallenden Aufgaben ab. Zwei sind es heute. Zum einen ein Gerätetest: Wie sieht die Sonne in einem winzigen, kompakten Demo-Dobson aus? Zum anderen das "Tunen" eines handelsüblichen Newton samt Reinigung der Optik. Da sind deutlich mehr als zwei Hände erforderlich, erfahrene Anleitung natürlich ebenfalls.
Am Abend sieht es zunächst recht freundlich aus, es bildet sich sogar ein kleines Teleskoptreffen mit Freunden. Leider wird die Nacht insgesamt weniger gut als die vorherige, es gibt nur ein einziges Beobachtungsfenster von knapp einer Stunde. Doch auch dieses reicht für die Tests, die wir uns vorgenommen haben.
Samstag, 20. Mai 2023. Der Tag beginnt erneut freundlich und jetzt auch sommerlich warm. Nach dem Frühstück im Freien
ein Blick zur Sonne mit einem kompakten Ultraminidobson. Das Bild: Gar nicht übel. Es soll gewittrig werden. Die gute
Nachricht ist, dass es trocken bleibt. (Mit Mausklick vergrößern)
Workshop! Unsere Beobachtungswochenenden laufen jetzt unter dem Motto "Astropraxis-Workshop". Es wäre unverantwortlich,
für theoretische Vorträge quer durchs Land zu reisen, das geht mit der modernen Telekommunikation besser. Aber wenn es darum
geht, an der Ausrüstung herumzubasteln, da sind dann Anleitung vor Ort und helfende Hände essentiell. Heute haben wir ein Projekt:
Optimierung eines 6" f/5 Skywatcher Newton: Hauptspiegel reinigen und einen Blendenring einbauen, Tubus mit matter Veloursfolie
auskleiden, Fangspiegel reinigen (war nicht nötig) und die Außenränder ebenfalls schwarz mattieren. Natürlich die Optik nach
dem Zusammenbau wieder justieren. Das Ergebnis: Wesentlich kontrastreichere Bilder mit weniger Störungseinflüssen. (Mit Mausklick vergrößern)
Auch der Samstagabend, 20. Mai 2023, beginnt freundlich. Letzte Gewitterwolken fallen in sich zusammen. Ob die Gewitter wissen, dass,
wenn sie von Osten kommen, keine Chance haben, richtig aufzuquellen, weil ihre Wolkenschirme ihnen die Thermik zum Aufquellen verhindern?
Freunde sind gekommen und es entsteht ein kleines Teleskoptreffen. Leider werden die Wolken in der Nacht mehr statt weniger und es
gibt nur wenige und kurze klare Fenster. (Mit Mausklick vergrößern)
Was gehen könnte in dieser Nacht von Samstag auf Sonntag (20. auf 21. Mai 2023) zeigt ein Wolkenfenster von einer knappen Stunde.
Leider nur je eine halbe Stunde Belichtungszeit gingen sich aus für Messier 5 (links unten) und das Galaxienpaar NGC 4631 und 4656
in den Jagdhunden (rechts unten). Im Südosten geht der Skorpion auf (oben). (Mit Mausklick vergrößern)
Abreisetag. Wie schon öfter vom Wetter her der schönste Tag des Wochendes. Wer kann, verlängert um eine Nacht. Ansonsten freuen wir uns auf den Sommerworkshop ...
Sonntagmorgen, 21. Mai 2023. So ein herrlicher Morgen am Abreisetag ist fies. Wer es sich einteilen konnte, bleibt noch für eine
weitere Nacht, die auch sehr gut werden könnte. Die meisten aber ruft die Pflicht heim. Dennoch können wir auf einen durchaus
erfolgreichen Astropraxis-Workshop zurückblicken. (Mit Mausklick vergrößern)
Zu wenig konkret? Da hilft nur eins: Beim nächsten Workshop selbst teilnehmen!
Fotos: Christa Plassak, Alexander Pikhard und Viktor Vorisek
Text: Alexander Pikhard.
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |