Mit diesem Artikel wollen wir Einsteigern einen besonderen
Service bieten. Das Wort Planet leitet sich vom griechischen
"planeteis" her, was soviel wie Wanderer bedeutet. Planeten sind
also Gestirne, die am Himmel wandern. Doch dieses Wandern der Planeten ist
nicht immer leicht zu erkennen. Daher weisen wir hier auf Konstellationen
hin, bei denen die Bewegung der Planeten leicht über einen gewissen
Zeitraum zu erkennen ist.
Venus beschert uns in acht Jahren fünf Abend- und fünf
Morgensichtbarkeiten. Dabei sind auf der Nordhalbkugel der Erde jene
Morgensichtbarkeiten am besten, die in die zweite Jahreshälfte fallen. Das
ist bei dieser Sichtbarkeit der Fall.
Bereits vor der unteren Konjunktion am 23. März 2025 taucht Venus am Morgenhimmel auf,
da sich in diesem Jahr eine Doppelsichtbarkeit am Abend- und Morgenhimmel von 16. bis 21. März ergibt.
Scheinbare Position der Venus am Morgenhimmel jeweils zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung für Wien. Erstellt mit Stellarium.
Bis Anfang Mai verläuft die Sichtbarkeit noch eher zaghaft, legt dann aber zu.
Ihren Höhepunkt erreicht sie Ende Juli und Anfang August. In diesem Zeitraum findet
auch eine Begegnung mit Jupiter statt. Von September bis Dezember wird die Morgensichtbarkeit
sukzessive ungünstiger, sie endet in den ersten Dezembertagen vor der oberen Konjunktion
am 6. Jänner 2026.
Eckdaten:
2025-03-23 |
untere Konjunktion (beobachtbar!) |
42 Mio. km |
2025-04-27 |
größter Glanz (-4,8 mag) |
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2025-06-01 |
größte westliche Elongation (46°) |
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2026-01-06 |
obere Konjunktion (unbeobachtbar) |
256 Mio. km |
Im Fernrohr zeigt Venus vor allem gegen Anfang der Sichtbarkeit eine markante Phase.
Anblick der Venus im (nicht umkehrenden) Fernrohr im Verlauf der Sichtbarkeit. Erstellt mit Stellarium.
Interessierten Leserinnen und Lesern werden jetzt einige interessante
Fakten auffallen:
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Venus erreicht am 1. Juni ihre größte Elongation von der Sonne,
wohingegen obige Grafik etwas anderes suggeriert?
Nun, Elongation ist nicht alles. Es kommt ganz darauf an, wie die
Ekliptik zum Horizont liegt. Für Morgensichtbarkeiten gilt der Grundsatz:
Im Frühling steht die Ekliptik flach und daher ungünstig zum Westhorizont,
im Herbst aber steil und daher günstig. Daher sind Morgensichtbarkeiten
von Merkur und Venus im Herbst am besten. Die optimale Sichtbarkeit
ergibt sich, wenn die größte Elongation von der Sonne zu
Herbstbeginn eintritt.
Wie gut sich der Winkelabstand eines Planeten von
der Sonne (Elongation) auswirken kann, hängt von der Lage
der Ekliptik - in deren Nähe sich alle Planeten aufhalten - zum
Horizont ab. Liegt die Ekliptik flach zum Horizont, ergibt sich
auch bei großer Elongation keine gute Sichtbarkeit. Die beste
Sichtbarkeit ergibt sich, wenn die Ekliptik steil zum Horizont
steht. Bei Abendsichtbarkeiten ist dies im Frühling, bei
Morgensichtbarkeiten im Herbst. |
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Wieso ist Venus gerade am 27. April am hellsten?
Das Helligkeitsmaximum ergibt sich aus der maximalen beleuchteten
Fläche der Venus und tritt, da die Bahn der Venus um die Sonne sehr
kreisförmig ist, ziemlich genau 36 Tage vor bzw. nach der unteren
Konjunktion ein.
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Wie kommt diese Grafik überhaupt zustande?
Das ist nicht einfach zu erklären, es ist komplexe Himmelsgeometrie.
Einerseits zieht Venus ihre Bahn vor dem Hintergrund der Sterne (die in
der hellen Dämmerung, abgesehen von den hellsten, noch nicht zu sehen
sind), andererseits ändert sich von Abend zu Abend die Lage der Ekliptik
zum Horizont. Wechselnde Elongation der Venus von der Sonne und wechselnde
Neigung der Ekliptik zum Horizont ergeben in Summe die dargestellte Kurve.
Noch ein paar wissenswerte Details zur Bewegung der Venus:
Venus umkreist die Sonne innerhalb der Erdbahn, sie ist ein so
genannter "unterer" Planet. Wir können Venus nie die ganze Nacht über
sehen, da sie von der Erde aus nie der Sonne gegenüber stehen kann.
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Die wichtigsten Phasen in der Sichtbarkeit der Venus
sind die obere Konjunktion (Venus steht hinter der Sonne), die
untere Konjunktion (Venus steht vor der Sonne) und die größte
östliche bzw. westliche Elongation (Venus erreicht, von der Erde aus
betrachtet, den größten Abstand von der Sonne).
Da die Bahn der Venus gegenüber der Erdbahn leicht
geneigt ist, steht Venus bei ihren Konjunktionen meist nicht genau
vor oder hinter der Sonne, sondern etwas oberhalb oder
unterhalb.
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Eine Venussichtbarkeit beginnt nach der oberen
Konjunktion OK (1) immer am Abendhimmel, meist einige Wochen nach
der OK. Wie lange, hängt von der Lage der Ekliptik zum Horizont
ab.
Bis zur größten östlichen Elongation (beste
Abendsichtbarkeit) vergehen im Mittel 221 Tage.
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Während der Abendsichtbarkeit kommt Venus der Erde
näher. Sie wird im Lauf der Sichtbarkeit daher im Fernrohr größer,
nimmt aber ab, da sie zwischen Erde und Sonne wandert.
Die größte scheinbare Helligkeit erreicht Venus, wenn
sie uns die größte beleuchtete Fläche zeigt. Das ist genau 35 Tage
vor und nach der unteren Konjunktion der Fall.
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In der unteren Konjunktion wechselt Venus rasch von
einer Abend- auf eine Morgensichtbarkeit. Unter Umständen kann Venus
auch während der UK beobachtet werden, wenn sie genügend nördlichen
oder südlichen Winkelabstand von der Sonne hat.
Die Morgensichtbarkeit endet wiederum einige Wochen
vor der oberen Konjunktion, ein synodischer Umlauf endet
dann.
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Während der Morgensichtbarkeit entfernt sich Venus von
der Erde. Sie wird im Lauf dieser Sichtbarkeit im Fernrohr immer
kleiner, nimmt aber wieder zu.
Die größte scheinbare Helligkeit wird 35 Tage nach der
unteren Konjunktion erreicht.
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In acht Jahren gehen sich ziemlich genau fünf
synodische Umläufe (Sichtbarkeitsperioden mit je einer Abend- und
einer Morgensichtbarkeit) aus. Diese Regelmäßigkeit war schon den
alten Babyloniern bekannt, die sie Ishtar-Periode nannten (Ishtar
ist die babylonische Entsprechung zur römischen Venus).
Während dieser acht Jahre kommt es also fünf Mal zu
einer unteren Konjunktion, wobei die Orte von Erde und Venus bei der
UK ein Fünfeck beschreiben.
Es gibt allerdings leichte Abweichungen von dieser
Idealform.
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Die Bahn der Venus ist zur Erdbahn geneigt. So kommt
es nur ganz selten vor, dass Venus in der unteren Konjunktion über
die Sonne wandert (zuletzt am 8. Juni 2004 und am 6. Juni 2012, das nächste Mal am 11. Dezember 2117).
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Die Ishtar-Periode ist etwas kürzer als acht Jahre,
bedingt durch eine leichte Verschiebung der Venusbahn gegenüber der
Erdbahn. So kommt es dazu, dass sich dieses "Fünfeck" der unteren
Konjunktionen langsam um die Sonne dreht, in einer der
Umlaufrichtung der Planeten entgegengesetzten Richtung.
Aus diesem Umstand folgt der eigenartige Rhythmus der
Venustransits von 8 - 105½ - 8 - 121½ - ... Jahren.
Das alles ist keine schwarze Magie, sondern eine Laune der
Natur!
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