Die Eine kurze Geschichte der WAA  top





 

Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie wurde 1998 im Nachklang der Erscheinung des großen Kometen Hale-Bopp im Jahr 1997 gegründet. Es stellte sich dar, dass es eine Lücke im ansonsten dichten astronomischen Programm in Wien gab, die es zu füllen galt: Sich um jene Leute zu kümmern, die mit eigenen Fernrohren den Himmel beobachten und auch fotografieren möchten.

Einen weiteren Verein in einer Stadt mit einem Planetarium, drei Sternwarten und drei existierenden Vereinen zu gründen, erschien mutig. Doch bald zeigte sich, dass der Bedarf, eben diese Lücke zu füllen, in der Tat sehr groß war und sich vor allem mit dem lokalen Astronomiehandel eine fruchtbare Kooperation ergab.

Das Ziel der WAA ist weit gefasst: Verbreitung und Vertiefung astronomischen Wissens mit besonderem Schwerpunkt auf der Förderung der Amateurastronomie, von den ersten Anfängen bis hin zu wissenschaftlich auswertbaren Beobachtungen. Um dieses zu erreichen, genügt es nicht, einfach nur Vereinstreffen abzuhalten. Einschlägige Kurse, Seminare und Workshops bilden das Programm. Die wichtigste Aktivität ist aber, sich gemeinsam unter klarem Himmel mit den Fernrohren zu treffen, um das Beobachten – und mittlerweile auch Fotografieren – zu erlernen, zu vertiefen oder einfach in angenehmer Gesellschaft zu genießen.

Daneben spielt die Vernetzung eine wichtige Rolle. Förderung der Zusammenarbeit zwischen bestehenden astronomischen Einrichtungen, Vereinen und Institutionen spielt eine wichtige Rolle. So betrachtet die WAA niemanden als Konkurrenz. Es gilt, der immer größer werdenden Skepsis der Wissenschaft gegenüber und den immer mehr werdenden Falschmeldungen aktiv entgegenzutreten, und das kann effektiv nur gemeinsam ohne Abgrenzung erreicht werden.

Von Anfang an war und ist die WAA ein Verein des modernen Medienzeitalters. Verbreitung aktueller Informationen über neueste Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung (und natürlich über den aktuellen Sternenhimmel) unter Nutzung moderner Medien steht von Anfang an als Vereinsziel fest. So hat denn auch die Corona-Krise das Vereinsleben nicht zum Erliegen bringen können. Sie hat die Nutzung moderner Medien nur ausgedehnt auf das gesamte Angebot von Veranstaltungen. Vorträge, Kurse und Seminare werden seither fast ausschließlich online angeboten – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass unser Stammpublikum international wurde. Um weitere Schichten Interessierter zu erreichen, scheut die WAA auch nicht, sich aktueller sozialer Medien zu bedienen.

Gemeinsames Beobachten und Praxisworkshops können natürlich nicht online stattfinden. Sie sind nach wie vor Gelegenheit zur Begegnung miteinander und mit dem Sternenhimmel. Das Errichten einer Sternwarte war indes lange Zeit kein Vereinsziel; es wird in Österreich auch keines sein. Allerdings hat die WAA in den letzten Jahren viel Geld in die Errichtung einer Beobachtungsstation in Namibia investiert (WAA-Südsternwarte). War diese anfänglich nur mittels einer beschwerlichen und auch wenig umweltfreundlichen Fernreise zu erreichen, gibt es seit 2024 eine voll robotische Station (WAA-Remotesternwarte), mit der alle Mitglieder bequem “vom Lehnstuhl aus” Fotos der wunderbaren Objekte des südlichen Sternenhimmels machen können. Dies rundet das bestehende Angebot ab.

Die WAA hat heute rund 400 Mitglieder, nicht nur in Wien, nicht nur in Österreich. Die digitale Vernetzung der Welt hat uns Mitglieder im gesamten deutschsprachigen Raum beschert. Der fernste Teilnehmer eines Onlinevortrags saß in Paraguay.

2023 beging die WAA ihr 25-jähriges Jubiläum. Wenn es eine einzige Invariante in diesen 25 Jahren gab, dann die, dass die WAA im Geist Heraklits agiert: “Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen, denn alles fließt und nichts bleibt.” Die Welt verändert sich laufend, wer sie mitgestalten will, muss sich laufend anpassen.

Alexander Pikhard, August 2024