Beobachtungsnacht
Hakos-Gästefarm, Namibia, 07./08. 07. 2002
CCD-Galerie, 9.-14. Juli
Bedingungen: Durchsicht 1+, Aufhellung 1++ (wenig aus Richtung Windhoek),
Seeing 1-2, zeitweise Durchzug von Wolken
Es ist untypisch warm, ca. +10°C.
Wolken in Namibia???
Wir beobachten heute zunächst auf der Hakos-Sternwarte, Instrument
C8, Okulare vorwiegend von Gerhard Bachmayer, Albert und Gabi Richter.
Nun zu den Objekten im Detail.
Erster Schwerpunkt ist die Große Magellansche Wolke (LMC).
- Tarantelnebel (NGC 2070): 21mm Pentax, bemerkenswert. Helles Zentrum
leicht spulenförmig, enthält einen helleren Stern, man erkennt
ein gutes 1/4 GesF die Ausläufer des Nebels. Im gleichen Gesichtsfeld
ein kleiner, sehr dichter offener Sternhaufen (NGC 2060). Etwas südlich
sind vier Nebelgebiete zu erkennen (NGC 2081, 2074, 2050, 2055), recht sternreich
und bei indirektem Sehen ein sehr schöner Anblick.
- NGC 1953 (GC, LMC), klein, nahe einem Nebelgebiet (NGC 1962/65/66/70),
das aber nur schwach zu erkennen ist.
- Nebelkomplex in LMC (NGC 1872/74/76/77) und OC (NGC 1870); es ist
schwierig, die einzelnen Objekte zu identifizieren, aber man kann in der
LMC regelrecht stöbern und immer wieder neue Objekte entdecken.
Wir verlassen nun den Bereich der LMC.
- Eta Carinae: 21mm Pentax, phantastisch, deutlich die Lobes um Eta,
das Schlüsselloch und die helleren Teile des Nebels. Der ganze Komplex
paßt bei weitem nicht ins Gesichtsfeld hinein.
Das Zodiakallicht ist wieder extrem hell, reicht bis zur Spica, leider
tauchen im Nordwesten einige dichte Wolkenfelder auf, die man vor diesem hellen
Hintergrund deutlich erkennt.
- Schatzkästchen (NGC 4755): 21mm Pentax, man erkennt heute wieder
die Farben sehr deutlich. 13mm Nagler, phantastisch, man erkennt die vier
bis fünf geraden Sternreihen, der Haufen hat vier helle Sterne, von
denen einer ein Doppelstern ist. Markant ist vor allem die gerade Reihe aus
drei Sternen in den Farben bläulich/hell, weißlich/schwächer
und rötlich/heller. ***-Objekt.
Schwerpunkt ist heute die Region Schütze/Skorpion, in der wir einige
der exotischeren Objekte ansteuern.
- Im Schützen, nahe bei Gamma Sgr, die beiden kleinen Kugelsternhaufen
NGC 6522 und 6528. Passen auf einmal in ein Gesichtsfeld im 21mm Pentax, 6528
ist etwas kleiner, 6522 etwas größer, beide sind konzentriert,
bei indirektem Sehen kann man beide am Rand in Sterne auflösen. Ein sehr
schönes, reiches Feld, zwischen Gamma Sgr und 6522 ist auch noch eine
auffällige Dunkelwolke.
- Ein sehr schöner, reich strukturierter Dunkelnebel, der aus mehreren
Filamenten besteht, die in einer reichen Milchstraßengegend eingebettet
liegen, ist B90. In der Dunkelwolke liegen ein paar Einzelsterne eingebettet,
Größe ca. 50% des GesF vom 21mm Pentax.
- Mit einem abenteurlichen Star-Hopping von Gamma Sgr über 6528
und 6522, W Sgr usw. zu B86 und NGC 6520; ein phantastischer Anblick im 21mm
Pentax, der kleine, sehr dichte Sternhaufen in reicher Milchstraßengegend
mit der wunderschönen Dunkelwolke rundherum.
- Der kleine planetarische Nebel NGC 6565 ist im gleichen Gesichtsfeld
wie B90 und ist fast sternartig, klein, diffus, rund.
- NGC 6723 (GC, Sgr) an der Grenze von Sgr zu CrA und die drei Reflexionsnebel
IC 4812, NGC 6726/27 und 6729 (Refexionsnebel um einen Doppelstern) sind auf
einmal im Feld des 30mm Okular (Typ?) und ein hochinteressantes Gebiet. Der
Kugelsternhaufen ist recht groß und gut aufgelöst, relativ wenig
konzentriert, leicht auflösbar.
- NGC 6441 nahe G Sco (GC, Sco); klein, rund, diffus, am Rand nicht
aufgelöst.
- NGC 6453 (GC, Sco) nahe M7; der sehr reiche, helle, große Sternhaufen
M7 und der kleine Kugelsternhaufen gehen sich gerade noch auf einmal im Gesichtsfeld
des 21mm Pentax-Okulars aus. Der Kugelsternhaufen ist klein, diffus und rund
und nicht aufgelöst.
- NGC 6357 (N, Sco), eine der "Katzenpfoten" im Skorpion, relativ schwach,
aber bei indirektem Sehen kann man die Form erahnen.
- NGC 6334 (N, Sco), die zweite "Katzenpfote", bei indirektem Sehen
sind einige Teile des Nebels im Gesichtsfeld des 21mm Pentax gut zu erkennen.
Verstreut, visuell gar nicht so schlecht, gilt das Objekt doch primär
als fotografisch.
Wir verlassen jetzt die Schütze/Skorpion-Region.
- Cen-A (NGC 5128); sehr deutlich, bei indirektem Sehen erkennt man das
doppelte Staubband.
Wir beenden jetzt die Beobachtungen auf der Hakos-Sternwarte (das "klassische"
Einstellen dieser zum teil schwierig zu findenden Objekte ist doch recht mühsam)
und setzen die Beobachtungen an Robert Edelmaiers C11, das über eine
NexStar-Steuerung verfügt, fort. Unsere unvollständige Ausrüstung
führt zu einem guten Teamgeist und Hilfsbereitschaft wird ganz groß
geschrieben.
Erster Schwerpunkt ist hier die Kleine Magellansche Wolke (SMC).
- NGC 416 (GC in SMC); in einem Gesichtsfeld sieht man jetzt den Nebel
NGC 249, 261, 267 und 248. Eigentlich sehr deutlich.
- NGC 346 (SMC); 21mm Pentax, bemekenswert, ein sehr dichter offener
Sternhaufen, der trotzdem in Einzelsterne aufgelöst werden kann. eingebettet
in eine große diffuse Wolke, eine riesige H-II-Region in der SMC.
- NGC 371 (SMC); 21mm Pentax, sehr schön, diffus, leicht konzentriert,
bei indirektem Sehen erkennt man einige Sterne in dem Objekt.
Jetzt noch zu einigen anderen, interessanten Objekten:
- M55: 40mm Plössl; Interessant, fast eine kleine Ausgabe von Omega
Centauri, auch hier kaum ein Zentrum, eine diffuse, leicht gesprenkelte Hülle
und darüber wieder ein Netzwerk aus helleren Sternen, wenngleich das
ganze viel kleiner ist als Omega Cen, ist er von der Struktur her ganz ähnlich.
Ein sehr schönes Objekt. Im 21mm Pentax ist M55 noch imposanter, weil
er jetzt bis weit in die Mitte hinein aufgelöst werden kann und das
Netzwerk aus den hellen Sternen besonders deutlich zur Geltung kommt. Im
9mm Nagler ist die Mitte komplett aufgelöst.
- M22: 21mm Pentax, traumhaft! Füllt das Gesichtsfeld, sehr starke
Konzentration, sehr gut aufgelöst am Rand.
Wieder eine abwechslungsreiche Beobachtungsnacht, wenngleich heute die
Enttäuschung über die noch immer nicht angekommene Ausrüstung
schon sehr groß war.