Wer den Unterhaltungen bei unseren Astrotreffs folgt, wird oft feststellen, dass einige WAA-Mitglieder jedes Jahr nach Namibia fliegen, um dort den Sternenhimmel zu fotografieren. Manche fragen sich, was denn der besondere Reiz daran sei, denn immerhin liegt das karge Land im südlichen Afrika nicht gerade ums Eck, ist die Anreise nicht gerade einfach und billig. In einer Serie von Berichten, die ich quasi als Fortsetzungsroman in den nächsten Wochen hier veröffentlichen werde, möchte ich diese Frage beantworten. Und auch erklären, warum aus einem "Das tu ich mir nie mehr an!" innerhalb kurzer Zeit ein "Wann mache ich es das nächste Mal?" wird.
Heuer, 2014, war wieder eine größere WAA-Gruppe nach Namibia unterwegs und über die schöne, zehntägige Rundreise durch das faszinierende Wüstenland im Süden Afrikas werden andere berichten. Ich möchte vermitteln, warum von Wetter und Lichtverschmutzung geplagte Mitteleuropäer so weit reisen, um in den Genuß des perfekten Sternenhimmels zu gelangen.
Wie kommt es zunächst zu dem "Das tu ich mir nie mehr an!"?
Nun, weder Wien noch die namibische Hauptstadt Windhoek sind Zentren der Welt, und so bedingt es deren Lage, dass es keinen direkten Flug gibt, der die rund 10.000 Kilometer Entfernung - oder 70 Breitengrade - überbrückt. Dass es von Wien nicht einmal einen Direktflug nach Johannesburg, Metropole des südlichen Afrika, gibt, ist allerdings ein besonderes Armutszeugnis. So müssen wir zunächst nach Deutschland, zu einem der international bedeutenderen Flughäfen, Frankfurt oder München.
Die Wahl fällt auf München, denn die Überlegung ist: Nicht noch ein Flug. Mit jedem Transfer auf einem Flughafen steigt die Chance, Gepäck zu verlieren, oder die Nerven angesichts endloser Warteschlangen oder penibler Sicherheitskontrollen, oder beides. Der Flughafen München ist von Wien aus auch anders gut erreichbar, per Bahn oder mit dem Auto. Zusammen mit einem Kollegen aus der WAA wählen wir das Auto, denn wir haben recht schweres Gepäck, und auch der Weg von daheim zum Münchner Flughafen wäre nur mit zweimaligem Umsteigen zu erledigen. So geht es dann los ...
Auf der Autobahn von Wien nach München
Vier Stunden Autobahnfahrt von Wien zum Münchner Flughafen, das reicht normal als Reisezeit. Doch es soll nur die erste Etappe sein. Die zweite die folgt, ist schon länger.
Vor dem Check In
Über die Sicherheitskontrolle am Münchner Flughafen sage ich nichts, jeder, der sie passiert, bilde sich seine eigene Meinung. An der "innerdeutschen Grenze" zur ehemaligen DDR war es nicht viel schlimmer. Der Flug von München nach Johannesburg dauert 10 Stunden und es ist ein Nachtflug. Selbst wenn man es schafft, zu schlafen, so richtig erholt, frisch und munter ist man bei der Ankunft am Morgen in Johannesburg nicht.
Airbus A340-600 der SAA in Jo'burg
Es folgt afrikanische Gründlichkeit. Passkontrolle auch im Transferbereich, kann ja nie schaden. Dafür sind die Sicherheitskontrollen lockerer, immerhin weiss man hier, was eine Fotoausrüstung ist. Wir sind allerdings nicht am Ziel. Nach Windhoek sind es weitere zwei Flugstunden, die wir, aufgrund technischer Probleme mit dem Flugzeug, mit einer Stunde Verspätung antreten. Letztlich erfolgt die Landung in Windhoek. Wir sind jetzt schon, mit allen Wartezeiten, mehr als 24 Stunden lang unterwegs.
Landung in Windhoek
Waltraud von der Hakos-Farm empfäungt uns und wird uns zur Farm bringen.
Vom Flughafen nach Windhoek
Zwei Zwischenstopps in Windhoek, wir müssen uns der Rundreisegruppe anschließen und in einem Supermarkt Vorräte für eine Woche einkaufen. Dann geht es weiter zur Farm. Wenige Kilometer nach der Stadtgrenze endet die Asphaltstraße und die restlichen rund 150 Kilometer geht es auf Schotterpiste.
Durch die Steppe Namibias
Das weite Land
Bei dieser Anreise präsentiert sich Namibia ungewöhnlich für die Jahreszeit, nämlich bewölkt. Das wird zum Glück nur ein kurzer Ausreißer sein. Gegen Sonnenuntergang (ca. 17 Uhr Ortszeit = 18 Uhr MESZ) erreichen wir Hakos. Abfahrt daheim war am Vortag um 13 Uhr.
Sonnenuntergang auf Hakos
Am Ziel!
Die Hakos-Farm liegt am Fuß der Hakosberge in einem unwegsamen Gebiet, das aber reizvolle Wanderungen und vor allem tolle astronomische Bedingungen bietet. Heute denken wir an Schlaf und die Wolken scheinen diesen zu fördern. Doch während des ersten Abendessens zeigt sich Besserung.
In der Dämmerung ziehen die Wolken ab, über der Wüste Namib klart der Himmel auf
Wenn die Sonne untergeht, ist es eine halbe Stunde später dunkel. Die Dämmerung ist auf dieser geringen Breite (23° S) sehr kurz. Und dann kommt dieser Moment, wenn man zu ersten Mal bei Dunkelheit vors Haus tritt und sich die Augen an das schwache Licht angepasst haben: Wow! Und in diesem Moment sind die Strapazen von 28 Stunden Reise einfach vergessen. Es war es wert ...
Wow! (noch mit stehender Kamera)
In dieser ersten Nacht auf Hakos sind noch keine Fernrohre aufgestellt. Mit freiem Auge und der Kamera auf dem Stativ wird der Himmel still bewundert, die südlichen Sternbilder gesucht, orientiert. Faszinierend, diese Dunkelheit und Ruhe. Einfach schön.
Am nächsten Tag werden wir die Instrumente aufbauen und beginnen, die Wunder des südlichen Sternenhimmels im Bild festzuhalten. Ein Wald von Instrumenten wird entstehen, kleinere und größere und sehr große, Kameras werden klicken, Autoguider still arbeiten, Nachführungen leise surren, wärhend sich die südliche Milchstraße mit dem Zentrum im Zenit über uns wälzt. In den folgenden Teilen (15 werden es in Summe werden) werde ich die schönsten Himmelsobjekte, die Farm und ihre Umgebung in eigenen Fotos vorstellen.
Alexander Pikhard
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |