Unsere erste Nacht auf Hakos verbrachten wir mit dem Bewundern des Sternenhimmels mit freiem Auge und Fotografieren mit stehender Kamera. Als sich nach Mitternacht noch einmal am südöstlichen Horizont ein paar Wolken zeigten, werteten wir dies als Wink der Natur, schlafen zu gehen. Ein langer, anstrengender Tag lag hinter uns (auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Rundreise waren sichtlich gezeichnet).
Die Sonne geht auf Hakos gegen 6.30 Uhr Ortszeit auf, das beobachtet kaum jemand. Der erste Blick aus dem Zimmer fällt meistens schon auf eine sonnenbeschienene Landschaft, die ruhig und friedlich vor der Farm liegt.
Die Hakosberge in der Morgensonne
Ja, die Sonne geht "rechts" auf und wandert nach "links". Aber rechts ist immer noch Osten und links Westen, doch der Blick zur Sonne untertags weist nach Norden und nicht nach Süden. So entsteht auf der Südhalbkugel der Eindruck, die Sonne wandere verkehrt herum. Doch daran haben wir uns auf Hakos längst gewöhnt, sofern wir nicht zum ersten Mal hier sind.
Nach dem üblichen ausgiebigen Frühstück im gemütlichen Esszimmer der Farm steht heute ausschließlich das Aufbauen der Instrumente auf dem Plan. Auch wenn ich die Farm und ihre Einrichtungen in einem späteren Teil des Berichts genauer vorstellen möchte, sei hier folgendes vorweg genommen:
Unsere Fernrohre fallen in drei Kategorien:
Genug der Theorie. Wir werden ausreichend viele Instrumente haben, doch jetzt müssen erst einmal aufgebaut werden. Einige sind noch in Kisten verpackt.
Zwei dicke Brummer, frisch von der Spedition geliefert: Der 12" WAA-Deltagraph (links hinten) und
ein 12" Meade LX-200 GPS (vorne) aus Christophs Instrumentenpark
Noch mehr Geräte aus Christophs Fernrohrflotte
Die auf Hakos gelagerten Geräte müssen wir zunächst aus Lagerräumen herbei schaffen. Zupacken ist die Devise.
Harte Astroarbeit auf dem Schwarzen Kontinent
Die Säulen sind nicht fix montiert, sondern werden mit einem von Friedhelm Hund von der Hakos-Farm ausgeklügelten Verfahren auf vorgefertigten Betonplatten im Boden verankert. Nicht immer sind die Bedingungen hier geeignet, die Stahlsäulen permant im Freien stehen zu lassen.
Säulenmontage. Im Vordergrund eine NEQ6-pro der Hakos-Farm, im Hintergrund der
allgegenwärtige Gamsberg, höchster Punkt der Hakosberge und dritthöchster Namibias
An den gelieferten Instrumenten muss noch einiges gemacht werden, bevor wir sie montieren können. Wir funktionieren die geräumige Gartenlaube, wo wir nachmittags unsere Kaffeepause verbringen, zur Werkstatt um (nicht, dass es auf Hakos nicht noch jede Menge richtiger Werkstätten gäbe, aber für den Zweck reicht es).
Montagearbeiten am 12" Deltagraph. Irgenwie erinnert das Bild an einen chirurgischen Eingriff.
Auf einer freien Beobachtungsfläche im wunderschönen Garten der Sternwarte kommt ein 10" Meade LX-90 zum Einsatz, das wir von der Hakos-Farm mieten. Daneben steht ein 16" Dobson, den wir nicht verwenden. Er kommt bei öffentlichen Sternführungen, die hier angeboten werden, zum Einsatz.
Aufstellen des 10" Meade. Links der 16" Skywatcher Dobson.
Vier Säulen stehen auf der Südseite der Farm. Das klingt zunächst paradox, immerhin entspricht das einer Aufstellung im Norden bei uns. Doch der südliche Sternenhimmel zeigt seine schönsten Objekte in einem relativ polnahen Bereich - und vor allem interessiert Südhimmeltouristen der Nordhimmel nicht so sehr. Also stehen die Instrumente südlich der Farm. Hier beginnt jetzt eine rege Bautätigkeit.
Montage der Montierungen. Auf die Säulen kommen eine NEQ6-pro und drei schwere Celestron-Montierungen.
Im Hintergrund eine weitere NEQ6-pro auf Stativ.
Einsüden ist untrivial, denn es gibt keinen südlichen Polarstern. In etwa zwei Kilometer Abstand wurde ein Autoreifen auf einem Pfosten montiert, die ungefähre Südrichtung.
Wo ist der Autoreifen? Grobes Einsüden ...
Das genaue Einsüden geht dann später nur mit der "Polar re-align"-Funktion der Montierungen so richtig, dann aber wirklich gut.
Gegengewichte braucht niemand mitzunehmen, es gibt genügend vor Ort. Auf Hakos wurde auch eine tolle Methode zur Herstellung von Gegengewichten entwickelt: Aus Konservendosen mit Bleifüllung.
Einmalig: Die Gegegewichts-Bar
Die Instrumente im Süden der Farm nehmen Gestalt an und erinnern bald an eine martialische Artilleriebatterie ...
Die Instrumente nehmen Gestalt an
Die "Südbatterie"
Moderne Teleskope für die Astrofotografie brauchen aber mehr als nur Säule, Montierung und Tubus. Kamera, Autoguider und Computer gehören auch dazu, plus jede Menge Kabel. Wegen kleiner Haustiere, die vor allem letztere gerne annagen, ist eine halbwegs geordnete Verlegung mehr als zu empfehlen.
Ein moderner Astrograph nimmt Gestalt an, aber die Kabel müssen noch vom Boden weg
Ja, heute gibt es untertags noch ein paar Wolken. Doch diese verschwinden am Abend und werden sich für den Rest der Woche nicht mehr am Himmel zeigen.
Jetzt ist Zeit für eine Kaffeepause.
Kaffeepause mit Waltraud Eppelmann von der Hakos-Farm (3. v. l.)
Weiter geht es. Im Bereich westlich der Farm gibt es eine fünfte Säule (auf dieser baue ich eines von Christophs Teleskopen für eigene Fotos auf) und Platz für das 12" LX-200 und vor allem den 24" Birkmaier-Dobson.
Meine Astrostation mit 6" f/5 Newton
So schwer es ist, so schnell ist ein 12" Meade LX-200 aufgebaut. Wir verwenden es für visuelle Beobachtungen und Webcamfotos der Planeten Mars und Saturn.
Schweres Stativ
Schon steht das Instrument da. Der Rest ist einfach.
Jetzt noch zum Aufbau des 24" Dobson.
Hier kommt die nicht ganz leichte Spiegelzelle
Aufbau des Gittertubus
Aufsetzen des "Hutes" mit Fangspiegel, Fokussierung, Einblick und Suchern
Der 24" Spiegel (61 cm Durchmesser)
Dieses Instrument wird uns bei visuellen Beobachtungen sehr viel Freude machen!
Auch Thomas Schröfl nimmt seine Sternwarte in Betrieb.
Die neue Hakos-Sternwarte, noch mit geschlossenem Dach
Hier testen wir den Deltagraphen (allerdings nicht in der ersten Nacht)
Fertig. Die Instrumente erwarten die Dunkelheit.
Die Teleskope in der Abendsonne
Während der farbenprächtigen Abenddämmerung, der ich noch ein eigenes Kapitel widmen werde, essen wir zu Abend.
Knapp nach Sonnenuntergang
Wir sind echt gut ;-) Alle Instrumente funktionieren schon in der ersten Nacht nach dem Aufbau einwandfrei. Da sind eben Profis am Werk gewesen ... ;-) Hier sei Eigenlob gestattet! Und Gratulation vor allem an Christoph als Cheftechniker der Truppe (mit schier unerschöpflichem Lager an Zubehör und Kleinzeug) und an Friedhelm. Es wird also in dieser zweiten Beobachtungsnacht (von sieben) schon viele tolle Astrofotos geben.
Während im Osten die Sterne auf(!)gehen, wird an den Teleskopen fotografiert. Jedes der Instrumente ist bestückt mit
Kamera(s), Autoguider und Laptop. Spacig!
Jetzt folgen wie gesagt klare, reiche Beobachtungsnächte mit vielen tollen Astrofotos und auch wunderbaren visuellen Eindrücken. Alle Fotografen haben ein eigenes Gerät und auch zum visuell beobachten sind genügend Geräte da. So verlaufen die Nächte nicht nur eindrucksvoll, sondern vor allem auch ruhig -- obwohl wach erholsamer als so mancher Schlaf in stressreicher Umgebung!
Die Instrumente bleiben natürlich die ganze Woche aufgebaut; sie werden nach Verwendung (nicht vor drei Uhr früh) abgedeckt und sind am Abend darauf sofort wieder einsatzfähig. So werden auch die kommenden Tage erholsam.
Alexander Pikhard
Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. www.waa.at |