Beobachtungs- und Fotonacht
Hakos-Gästefarm, Namibia, 10./11. 07. 2002
CCD-Galerie, 9.-14. Juli
Foto-Galerie, 9.-14. Juli
Bedingungen: Mittelmäßig starker Wind aus E, relativ mild
(+12°C), Durchsicht 1+++, Aufhellung 1++ (abgesehen davon, daß
der Himmel so hell ist, daß man weit in die Landschaft hinein sieht
und ohne Probleme alle Gegenstände erkennen kann), Seeing 1-2.
Canopus über dem Gamsberg in der Dämmerung
Auch heute herrscht reges Treiben in und vor der Farm und auf der Sternwarte,
doch zum Unterschied vom Vortag ist heute keine so lockere Star Party-Atmosphäre,
sondern konzentriertes Beobachten und Fotografieren angesagt. Für die
meisten ist es die letzte Beobachtungsnacht, da will man natürlich noch
alles herausholen - zumal es erst die zweite Nacht ist, in der unsere Ausrüstung
voll zur Verfügung steht.
So wundert es nicht, daß es heute nicht so viel zum "Spechteln" gibt.
Doch zunächst verwendet Georg Zotti den Turm der Sternwarte für
fotografische Aufnahmen, mein CCD-Programm startet später und ich habe
Zeit, an diversen Instrumenten ein paar visuelle Eindrücke zu sammeln.
- Erstes Ziel ist der Supernova-Überrest im Segel, der Vela-SNR;
entgegen anderlautenden Beschreibungen erweist er sich als sehr schwierig
(allerdings steht die Gegend auch schon tief über dem Gamsberg). Im
4" Vixen Newton mit 35mm Superplössl kann man die Gegend abscannen und
bildet sich ein, daß dann und wann schon die eine oder andere diffuse
Struktur zu sehen ist. So richtig deutlich ist die Sache natürlich nicht,
aber man hat zumindest das Gefühl, "da ist etwas". -- Während
wir den Vela-SNR beobachten, geht Canopus unter. Der Landschaftshorizont
ist hier nicht sehr hoch, nur ein paar Grad. Der Stern verschwindet schlagartig,
wie bei einer Sternbedeckung durch den Mond, auch wenn das Seeing zuvor schon
ein paar Mal den Stern verschwinden lassen hat. -- In Gerhards 12,5"
Portaball mit 30mm Widefield-Okular und O-III-Filter ist die Sache mit dem
Vela-SNR schon anders; die diffusen Knoten dann und wann werden konkret,
nicht mehr Vermutungen. Und nach einigem Stöbern finde ich dann ein
wirklich helles, deutliches, längliches Filament. Aber kein Vergleich
mit dem Cirrus-Nebel im Schwan, den wir am Vortag im gleichen Instrument
mit der gleichen Konfiguration viel besser gesehen haben.
- NGC 2516, 4" Vixen, 35mm Superplössl: Der Haufen ist fast "rechteckig",
liegt eingebettet in ein Dreieck aus helleren Sternen, sehr reich, hebt sich
bei dieser Vergrößerung gut vom Milchstraßenhintergrund ab
und zeigt auch schöne Farben. Interessant ist ein Sternpaar nahe der
Haufenmitte, das wie eine kleine Ausgabe von Albireo aussieht, ein hellerer
rötlicher und ein schwächerer bläulicher Stern mitten in dem
Sternhaufen geben ein sehr schönes Bild ab.
19.50, ich beginne eine Strichspuraufnahme um den Himmelssüdpol,
50mm f/2,8 auf 200 ASA Kodak Diafilm, als Vordergrund wähle ich die
"Hakos-Männchen" über dem Eingangstor zur Farm. Geplante Belichtungszeit:
20 Minuten. Ende dann 20.12, also Belichtungszeit 22 Minuten. Ich lasse die
Kamera in einem weniger belebten Teil des Gartens stehen. [08], [09]. Während der
Belichtung streife ich wieder von Instrument zu Instrument und finde Roberts
NexStar 11 ganz verwaist, im Gesichtsfeld ...
- Eta Carina, C11, 40mm Superplössl: Wieder einmal einer der Klassiker,
die Beschreibung gleicht jener der vergangenen Tage, kann hier also unterbleiben.
Ich kann nicht widerstehen und steuere das Instrument auf den
- Tarantelnebel, C11, 40mm Superplössl: Auch hier wieder der gleiche,
wunderschöne Anblick, die Sicht ist heute auch wirklich gut, auch auf
die niedrig stehende Große Magellansche Wolke.
An den Instrumenten der "Säulenallee" vor der Farm wird heute auch
eifrig fotografiert. Daher begebe ich mich zurück in den Farmhof, auch,
weil dort der Wind wesentlich weniger stört als vor der Farm.
- NGC 3132, 12,5" Portaball, 19mm Panoptic: Der planetarische Nebel im
Vela, blickweise, mit sehr hellem Zentralstern, bei indirektem Sehen aber
sehr deutlich und mit Andeutungen von Details, er erscheint ringartig, das
Innere aber nicht ganz homogen, sondern mit feinen Filamente. -- Ich beende
die erste Strichspuraufnahme, 20.12 Uhr -- Im 4" Vixen mit 10,5mm Pentax
ist der Nebel auch deutlich, heller Zentralstern, schwache, diffuse, "blinkende"
Hülle. [Anm.: "Blinkend" bedeutet, daß man die Hülle bei
direktem Sehen nicht, bei indirektem Sehen aber schon erkennen kann. Da das
Auge dazu tendiert, sobald die Hülle bei indirekter Sicht erscheint,
direkt auf diese zu blicken, verschwindet sie auch wieder, und man muß
bewußt den Blick abwenden. Der Effekt wird an einem anderen Objekt,
das wir hier nicht beobachtet haben, besonders deutlich, dem genau deshalb
so benannten "Blinking Planetary" NGC 6826 im Schwan.] Im Portaball, 9mm
Nagler ist der Nebel jetzt deutlich strukturiert, der Ring wird deutlicher,
der Nebel ist um den Zentralstern dunkler als am Rand, und das ist keine optische
Täuschung.
- Omega Centauri, 12,5" Portaball, 9mm Nagler: Umwerfend, wie immer.
Man kann in dem Haufen regelrecht versinken. Gerhard macht mich auf ein Detail
aufmerksam, das ich schon am Vortag auf meinen CCD-Aufnahmen erkannt habe:
Das "Doppelloch" in Omega Centauri. Nahe der Haufenmitte gibt es eine extrem
dichte, gerade Sternreihe, die so dicht ist, daß sie wie eine durchgezogene
Linie erscheint. Links und Rechts von dieser Linie fallen zwei runde, gleich
große Bereiche auf, in denen es etwas weniger helle Sterne gibt und
durch die man auf den gesprenkelten Hintergrund sehen kann.
20.30, spektakulärer Untergang der Venus! Es dauert ungefähr
zwei Sekunden, bis sie hinter dem Horizont verschwunden ist. Anders als die
(punktförmigen) Sterne verschwindet sie nicht schlagartig, sonder wegen
ihrer Scheibchenstruktur allmählich, und das kann man ganz genau mit
freiem Auge beobachten. Das Seeing läßt auch Venus deutlich flackern.
Zudem ist sie deutlich rötlich verfärbt, aber nicht so tief wie
an den Abenden zuvor.
- NGC 2808, 4" Vixen, 26mm Plössl: Kugelsternhaufen in Car, hell,
dicht, konzentriert, bei indirektem Sehen am Rand aufgelöst.
20.31, ich beginne noch einmal eine Strichspuraufnahme um den südlichen
Himmelspol, gleiche Kamera- und Filmdaten wie vorhin. Geplante Belichtungszeit
wieder 20 Minuten. Ende dann 20.47 Uhr, Belichtungszeit 21 Minuten. [10]
Aufnahmen siehe Foto-Galerie, durchgestrichene Nummern wurden
nicht veröffentlicht.
- Alpha Crucis, 4" Vixen, 10,5mm Pentax: Ein toller Dreifachstern! Die
beiden hellen Komponenten - beide gleich hell und weißlichblau - stehen
sehr dicht beisammen, ein dritter Begleiter steht etwas abseits und bildet
mit A und B ein ganz schlankes, gleichschenkeliges Dreieck.
Vor der Farm wird eifrig fotografiert, Robert und Thomas haben Kameras
huckepack auf ihre Instrumente montiert und versuchen, die traumhafte Milchstraße
im Bild festzuhalten.
- NGC 5189, PN in Mus, 12,5" Portaball, 9mm Nagler: Interessantes, strukturiertes
Objekt, s-förmig, sieht eigentlich gar nicht wie ein planetarischer Nebel
aus, sondern eher wie eine nicht ganz regelmäßige Spiralgalaxie.
Georg ist mit seinen Aufnahmen fertig, das letzte Bild am letzten Film
ist belichtet. Ich montiere meine CCD-Ausrüstung auf der Sternwarte.
Heute am Programm: Die schönsten Objekte im Schützen (und Umgebung),
sie stehen ja nahe dem Zenit; M8, M20, M16, M17, M22, M55. Lauter Messier-Objekte
also, dazu noch als Draufgabe NGC 6520 + B86, der darf nicht fehlen. Doch
die Schönheit dieses Objekts konnte Messier aus unseren Breiten nicht
erkennen ... CCD-Bilder siehe
CCD-Galerie
.
Zwischendurch und nach Ende der CCD-Aufnahmen ( = Ende der Akkus ) bietet
sich wieder Möglichkeit zum visuellen Beobachten.
- NGC 6723, GC Sgr, 12,5" Portaball, 9mm Nagler: Sehr schön aufgelöst,
rund, ohne sonderbare Verdichtung, sehr feine Sterne.
- M11, 10" LX-200, 21mm Pentax: Sehr schön! Hebt sich schön
vom Hintergrund ab, wirkt rechteckig, auffällig sind auch einige dunkle
Streifen zwischen den Sternen, wobei diese aber aller Voraussicht nach optische
Täuschungen sind, die durch die regelmäßige Anordnung der
nahezu gleich hellen Haufensterne entstehen.
- M16, 10" LX-200, 21mm Pentax: Oh, oh ... Thomas hat das Objekt unter
"NGC 6611" eingestellt und genau beschrieben als "Sternhaufen mit zwei langen,
geraden Sternreihen, dazwischen ein kleiner Fächer aus schwächeren
Sternen, eingebettet in Nebel, daneben eine deutliche Dunkelwolke." Da ist
ein zweiter Messier verloren gegangen! Wir alle beschreiben das Objekt und
bestaunen es, bis bei Gabi Zweifel aufkommen ... NGC 6611 ist doch die andere
Katalogbezeichnung von -- M16! Und plötzlich erkennen wir ihn alle wieder,
sehen sogar die "Finger" deutlich. Ob Beobachten nicht doch zu einem sehr
großen Teil auf Erfahrungen beruht? Im 40mm Pentax kommt dann der Adlernebel
sehr viel deutlicher heraus, hebt sich ganz klar vom Hintergrund ab. Dann
noch mit O-III-Filter, das macht den Nebel noch deutlicher.
- M17, 10" LX-200, 40mm Pentax, O-III-Filter: Sehr detailliert. Man
erkennt nicht nur den hellen Innenbereich, der an einen Schwan erinnert (daher
auch "Swan Nebula"), sondern auch alle diffusen, schwächeren Außenfilamente.
Und in diesem Blickwinkel, der Schwanz des Schwans steil nach oben gerichtet,
kann man durchaus noch etwas ganz anderes erkennen, was für einige Heiterkeit
sorgt ...
- NGC 5460, 10" LX-200, 40mm Pentax: Skurril. Drei kleine Sterngrüppchen
aus etwa gleich hellen Sternen, wie eine Folge von seltsamen "Buchstaben",
auch ein längliches "Fragezeichen" ist darunter. Auch in diesem Sternhaufen
kann man unterschiedliche Sternfarben erkennen.
- NGC 6744, C11, 32mm Superplössl: Gx in Pav, sehr schön.
Heller Kern, ovale Scheibe, in der man bei indirektem Sehen Andeutungen einer
Spiralstruktur erkennt.
- NGC 2573, C11, 32mm Superplössl: Schwache Galaxie im Oktanten,
definitv das südlichste NGC-Objekt ("Polarissima Australis"), steht
auf einer Deklination von -89° 20'. Blickweise bei indirektem Sehen als
schwaches, diffuses Objekt zu erkennen.
- NGC 6769/70, C11, 32mm Superplössl: Doppelgalaxie im Pav, deutlich,
zwei ovale, diffuse Scheiben.
- Feld um NGC 460, SMC, C11, 40mm Pentax: Sehr deutlich erkennt man
die beiden offenen Sternhaufen NGC 456 und 465, einer der beiden Sternhaufen
ist gut auflösbar, das ganze liegt eingebettet in Nebel. Auch einige
weitere kleinere diffuse Objekte sind zu erkennen, können aber mit keine
der vorhandenen Karten identifiziert werden.
- M30, C11, 40mm Pentax: Klein, dicht, rund, gut auflösbar, interessant
sind zwei gerade Sternreihen, die vom Zentrum nach rechts (Norden) führen
und eine weitere, die etwas außerhalb der Mitte beginnt und nach Nordosten
abzweigt. Dadurch wirkt der Haufen asymmetrisch und unregelmäßig
und unterscheidet sich damit doch sehr von den meisten anderen Kugelsternhaufen.
Im 14mm Pentax wird die Sache sehr deutlich. Der Haufen wirkt jetzt wirklich
extrem unregelmäßig.
- M75, C11, 14mm Pentax: Klein, rund, hell, diffus, nicht auflösbar.
Warum ist so etwas ein Messier-Objekt und andere nicht???
Der Wind wird jetzt zeitweise sehr stark. Es ist 1.30 Uhr und mich überkommt
Müdigkeit und ich beende die Beobachtungen. Andere machen weiter, teilweise
bis 5.30 Uhr!