WAA Winter Star Party 2002, Mariazell

14./15. Dezember, die zweite Beobachtungsnacht

Einige Schichtwolken halten sich ganz tief im Südwesten über dem Hochschwab, der Rest des Himmels ist strahlend klar. Eine Beobachtungsnacht, wie aus dem Bilderbuch. Selbst der Mond stört nur wenig, höchstens beim Einstellen, wenn er blendet. Und das nur fünf Tage vor Vollmond!


Der aufgehende Orion über der Winter Star Party

In und um die Kuppel herrscht reges Treiben; das Seeing ist nicht so gut wie in der Nacht zuvor, doch die extreme Transparenz macht das wett. Die Planeten Jupiter und Saturn sind heute kein Thema, doch die Milchstraße ist trotz des hellen Mondlichts vom Schwan bis zum Orion zu erkennen. Die meiste Zeit beobachten fast alle den Orionnebel, er ist ja auch ideal zum Vergleich der einzelnen Instrumente, Okulare und Filter geeignet.

Neben Orionnebel sind der Crabnebel, der doppelte Sternhaufen h + Chi im Perseus, der Eskimonebel und die Pleiaden beliebte Objekte. Keine "Exoten", aber es ist ja eine Star Party, da zählt das Vergleichen mehr als das Auffinden schwierieger Objekte - obwohl einige den klaren Himmel auch nützen, einstellen zu üben.


Wenn die Sonne hinter den Mariazeller Bergen versinkt ...


... und das Wetter so traumhaft wie heute ist, ...


... dann wird auf der Stehralm ...


... (stimmungsmäßig) die Nacht zum Tag.

Das helle Mondlicht und die leichte Schneedecke verleihen der Gegend ein interessantes Aussehen. Mit einer Belichtungszeit von 10 Sekunden auf 400 ASA sehen die Aufnahmen aus wie untertags.

Beeindruckend ist heute das Schauspiel der Geminiden. Der Meteorstrom hat eben heute sein Maximum, und in der Tat zählen wir bis zu drei hellere Erscheinungen pro Minute. Auffällig ist die gelbliche Färbung der Geminiden, aber sie stammen ja auch vom Asteroiden Phaeton und nicht von einem Kometen. Die hellsten Meteore werden ca. -3mag hell, heller als Jupiter, und ziehen eine rötliche Leuchtspur. Bei den hellsten scheinen Funken wegzufliegen, weihnachtliche Sternspucker am Himmel (die Funken deuten auf Eisengehalt hin). Einige Meteore teilen sich vor unseren Augen.

In der Kuppel experimentiert Günther weiter mit hochempfindlichen Videokameras. Zwei Sternbedeckungen durch den Mond hatten wir ja schon am Nachmittag beobachtet. Jetzt ist einmal mehr Saturn dran. Der Planet ist vom Seeing arg in Mitleidenschaft gezogen, aber wenn man die Empfindlichkeit steigert, kommen die Saturnmonde deutlich heraus. Auch das Trapez im Orionnebel ist ein lohnendes Ziel, wenngleich vom Nebel nichts zu erkennen ist.


Saturnmonde


Trapez

Von Teleskop zu Teleskop flanierend genießen wir die Star Party. Um Mitternacht werden wir kurz auf den Boden der (Mariazeller) Realität zurück geholt, als die Basilika minutenlang den Gründungstag von Mariazell einläutet.

Und während vor der Sternwarte noch immer eifrig gespechtelt wird, bahnt sich in der Kuppel die nächste Sensation an ...

[ zurück ... | Anfang | weiter ... ]