Nebel gelten als die schönsten, aber auch als die am schwierigsten zu fotografierenden Deep Sky Objekte. Die Vielfalt ihrer Formen und Farben scheint keine Grenzen zu haben, und in der Tat erleben wir bei den Nebeln das Chaos des Universums in seiner schönsten Form. Die Nebel, die hier fotografiert wurden, liegen, mit einer Ausnahme, im kosmischen Nahbereich unserer Milchstraße.
Astrophysikalisch unterscheiden wir hier vier Arten von Nebeln:
Mehr als bei anderen Objekten gilt bei Nebeln: "Jedes Fernrohr hat seinen Himmel". Es gibt Objekte in einer enormen Vielfalt von Größen und Helligkeiten. Manche sind zu groß für die gewählte Kombination von Sensor und Objektivbrennweite, andere wieder viel zu klein. Manche sind so hell, dass sie schon bei kurzer Belichtungszeit eindrucksvoll abgebildet werden, andere wieder so schwach, dass eine Belichtungszeit von mehreren Nächten erforderlich wäre. Einige sind auch herausfordernd, weil sie einen großen Bereich von Helligkeiten und damit einen weiten Kontrastbereich abdecken.
Hier jetzt ein paar ausgewählte Objekte am südlichen Sternenhimmel, die gut zur Kombination APS-C Sensor bei 750mm Brennweite passen.
Unter den Emissionsnebel am südlichen Himmel sei ein Objekt herausgehoben: Der Tarantelnebel (NGC 2070, 30 Doradus) im Sternbild Schwertfisch (Doradus). Mit einer Winkelausdehnung von 40' x 25' und einer scheinbaren Helligkeit (sofern die bei Nebeln sinnvoll ist) von etwa 8 mag kann er es durchaus mit vergleichbaren Objekten etwa im Schüzten aufnehmen. Allein, er befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke und ist 160.000 Lichtjahre entfernt!
NGC 2070. 26. 5. 2014. Canon EOS 70D, 24 x 60 Sekunden bei 3200 ISO. Ausschnitt.
Ein weiterer Klassiker am südlichen Sternenhimmel ist der Eta-Carinae-Nebelkomplex NGC 3372. Er ist schon mit freiem Auge zu sehen und im Fernrohr und fotografisch ein wahrer Riese.
NGC 3372. 25. 5. 2014. Canon EOS 350D, 17 x 120 Sekunden bei 1600 ISO.
Der Stern η Carinae ist ein Stern in einem sehr späten Entwicklungsstadium und stößt laufend Hüllen ab. Diese sind als Homunculus-Nebel im Fernrohr bei sehr hoher Vergrößerung zu sehen, aber für diese fotografische Konfiguration viel zu klein.
Ein an sich sehr schwieriges Objekt und flächenmäßig sehr groß ist das "Running Chicken" im Zentauren, IC 2944.
IC 2944. 26. 5. 2014. Canon EOS 70D, 14 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
Viele interessante Nebel gibt es im Sternbild Skorpion.
NGC 6193. 28. 5. 2014. Canon EOS 70D, 17 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
IC 4628. 29. 5. 2014. Canon EOS 70D, 12 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
NGC 6334, "Katzenpfote". 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, 15 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
NGC 6357. 29. 5. 2014. Canon EOS 70D, 13 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
Wenn es in einem Sternbild am südlichen Himmel berühmte Nebel gibt, dann ist es der Schütze (samt der angrenzenden Regionen). Hier gibt es vier echte Klassiker.
M16 "Adlernebel". 28. 5. 2014. Canon EOS 350D, 11 x 180 Sekunden bei 1600 ISO.
M17 "Omeganebel". 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, 10 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
Weniger stark verkleinerter Ausschnitt des Trifidnebels.
Bei diesen Nebeln, wie auch schon bei Eta Carinae, zeigt die EOS 350D klare Vorteile gegenüber der 70D. Letztere gibt die Nebel beeindruckend, aber ohne markante Farbe wieder -- offenbar ist die Empfindlichkeit im roten und grünen Bereich des Spektrums ähnlich, so dass die Farben verblassen. Die ältere 350D schafft, obwohl unmodifiziert, den roten Anteil des Spektrums besser.
Schöne Reflexionsnebel in dieser Region liegen im Sternbild Südliche Krone.
NGC 6726. 25. 5. 2014. Canon EOS 70D, 11 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
Noch schönere Reflexionsnebel liegen um Antares im Skorpion, aber die sind zu groß für meine Konfiguration.
Unter den vielen kleinen und großen Dunkelnebeln einige in der Nähe bekannter Objekte.
B86 bei NGC 6520. 26. 5. 2014. Canon EOS 70D, 10 x 120 Sekunden bei 3200 ISO.
B287 südlich von M7. 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, 5 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
B72 "Schlangennebel". 27. 5. 2014. Canon EOS 70D, 10 x 180 Sekunden bei 1600 ISO.
Der Schlangennebel ist ein Anhängsel des riesigen Pfeifennebels, der schon bei der Milchstraße gezeigt wurde.
Planetarische Nebel sind für 750mm Brennweite und DSLR zu klein; eine Ausnahme bildet ein interessantes Objekt im Sternbild Fliege (Musca).
NGC 5189 "Spiral Planetary". 28. 5. 2014. Canon EOS 70D, 10 x 120 Sekunden bei 3200 ISO.
Im Sternbild Segel (Vela) gibt es den riesigen Vela-Suupernovaüberrest; sein hellster Teil ist der Bleistift-Nebel.
NGC 2736 "Bleistift-Nebel". 28. 5. 2014. Canon EOS 70D, 15 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
In eine ähnliche Kategorie fällt auch "Thors Helm", der auch bei uns am Winterhimmel zu sehen ist.
NGC 2359 "Thor's Helmet". 30. 5. 2014. Canon EOS 70D, 10 x 180 Sekunden bei 3200 ISO.
Und es gäbe noch viele Nebel zum Fotografieren hier ...
Auf die Aufnahmen der Sternhaufen klicken für Vergrößerung.
Alexander Pikhard
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