Es wird niemals Routine. Kann es wahrscheinlich auch gar nicht werden angesichts der großen Entfernung. Astrourlaub in Namibia ist jedenfalls eines nicht: Urlaub. Es ist Arbeit. Harte Arbeit. Daher widme ich diesen Bericht ganz besonders all denen, die unsere Berichte hier lesen und sich denken, da möchte ich auch gerne einmal mitfahren. Also: Mitfahren ist hier nicht. So eine Astroreise nach Namibia bedeutet, möglichst gut vorbereitet in dieses ferne Land zu reisen, um unter einem hoffentlich sehr guten Himmel selbst an einem eigenen oder gemieteten Instrument den Himmel zu fotografieren oder zumindest zu beobachten. Möglichst jede Nacht. Möglichst lange jede Nacht.
Namibia und speziell Hakos, wo wir uns so gerne aufhalten und wo wir auch unsere kleine WAA Südsternwarte errichtet haben, ist keine Tourismuslokation. Es ist Leben auf einer kleinen Farm inmitten afrikanischer Wildnis. Viele Stunden von der nächsten Stadt entfernt. Es ist Zusammenleben auf dieser gastlichen Farm, Akzeptieren des Gebotenen, Eins werden mit der gandiosen Natur um sich herum und mit den Leuten, die sich mit ihr seit Generationen arrangieren. Es bedeutet, das verwöhnte Leben mit all seinen so genannten Zivilisationserscheinungen am besten daheim oder spätestens im Flugzeug zu lassen. Wer das kann und will ist willkommen und wird sich wohl fühlen.
Es beginnt wie jede Fernreise, mit dem üblichen Ärger am Flughafen, Massenabfertigung, Gedränge, Warten, noch einmal Warten, Schleppen, was hat so dazu gehört, bis man endlich mehr oder weniger bequen im Flugzeug sitzt. Nach dem Debakel letztes Jahr mit Iberia und Madrid sind wir heuer wieder zur bewährten, wenn auch längeren Route mit Qatar über Doha zurückgekehrt. Eine gute Wahl. Zuvor gab es noch die Panne, dass das bestellte Taxi an der falschen Adresse gewartet hat, was zum Glück nicht zu viel Zeitverlust bedeutet hat, ebensowenig wie ein kurzer Stau in einem Tunnel der beliebten Wiener Südosttangente, verursacht von einem anderen defekten Taxi.
Endlich im Flugzeug geht es nach Doha, eine 5-Stunden-Etappe. Die Gedanken sind längst in Hakos, denn viel Ungewissheit ist heuer dabei. Ist der vor einer Woche per Spedition gelieferte 12" Deltagraph wohl in einem guten Zustand? Werden wir ihn endlich verwenden können? Und in welchem Zustand hat das letzte Team die Sternwarte hinterlassen?
Noch vor der Landung gibt es einen ersten Blick zum Himmel. Über den hell erleuchteten Ölfeldern am Persischen Golf erstrahlt überraschender Weise die Milchstraße.
Nach einer Zwischenlandung in Doha geht der Nachtflug weiter nach Windhoek. Bei der Landung präsentiert sich Namibia in Dunst gehüllt, was durchaus ungewöhnlich und auch nicht so gut ist.
Start ins Abenteuer (Mit Mausklick vergrößern)
Vor 100 Jahren wäre diese Art zu reisen pure Science Fiction gewesen (Mit Mausklick vergrößern)
Die Milchstraße über den Ölfeldern am Persischen Golf
Im Landeanflug auf Doha (Mit Mausklick vergrößern)
Willkommen in Namibia - mit ungewöhnlich viel Dunst (Mit Mausklick vergrößern)
Als ob 13 Stunden Flug plus Aufenthalt in Doha nicht schon genug wären, wartet jetzt noch der Transfer zur Hakos Gästefarm. Das sind rund drei Stunden Autofahrt, die meiste Zeit auf nicht befestigten Straßen. Das ist eine Herausforderung für Fahrer und Material und kostet schon einmal den einen oder anderen Reifen, wie wir heuer wieder einmal direkt erlebt haben.
Eine Reifenpanne gehört in Namibia zum Alltag (Mit Mausklick vergrößern)
Bei der Ankunft auf der Farm ist man im Normalfall seit rund 24 Stunden unterwegs. Längst habe ich es mir antrainiert, auf Langstreckenflügen schlafen zu können, auch wenn der nächtliche Transfer in Doha (22 bis 3 Uhr) zur Unzeit erfolgte. Doch an Ruhen ist jetzt nicht zu denken. Nach dem Beziehen der Zimmer gilt es, die WAA Südsternwarte startklar zu machen, und das bedeutet heuer, dass erst einmal die Fernrohre auf die Montierungen müssen. In der Osthälfte ist das angesichts eines 8" Newton eher trivial, aber in der Westhälfte - der eigentlichen WAA-Station - muss der schwere Deltagraph auf die Montierung. Das ist Schwerarbeit zu dritt.
Dann folgt der abendliche "Sundowner", das gemeinsame Abendessen im Licht der (rasch) untergehenden Sonne. Hier kommen alle zusammen, es ist der Moment der Gemeinsamkeit, ein letztes Kräftesammeln vor der langen Nacht.
Die Sternwarten im Abendlicht, in der Mitte die "Felsensternwarte" (Mit Mausklick vergrößern)
Die Instrumente nach der Montage, links 8" Boren-Simon Astrograph auf Celestron CGE, rechts 12" Deltagraph auf EQ-8 (Mit Mausklick vergrößern)
Und dann beginnt sie, die Nacht. Schlagartig. Während des Abendessens vergehen alle drei Dämmerungsphasen hier am südlichen Wendekreis, beim Verlassen des Hauses ist es stockdunkel (Stirnlampe nicht vergessen!) und die Milchstraße erhellt die Landschaft. In der Tat.
Sonnenuntergang (Mit Mausklick vergrößern)
Manches ist zeitlos, so wie dieses Dämmerungspanorama auf Hakos (Mit Mausklick vergrößern)
Die Milchstraße beleuchtet die Landschaft. Leider nicht so gute Fisheye-Aufnahme aus der ersten Nacht heuer auf Hakos. (Mit Mausklick vergrößern)
So wird es ein sehr langer Tag. Beginnend mit dem letzten Kofferpacken, gefolgt von Transfer zum Flughafen, ein langer Flug in den Mittleren Osten, Transfer, ein noch längerer Flug ins südliche Afrika, Transfer durch die Savanne Namibias zur Farm. Auspacken, Herrichten der Sternwarte und ihrer Instrumente. Abendessen. Beobachten. Der wunderbare Sternenhimmel lässt die Strapazen vergessen. Bis die Müdigkeit siegt. Doch dann ist es schon lange nach Mitternacht. Wer das liebt, der soll nach Hakos.
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