Auf Montage im südlichen Afrika

Namibia 2019 - Es wird niemals Routine

Hakos Gästefarm, Namibia, 27.8. - 8.9. 2019

Es wird also niemals Routine. Ich möchte die Montage der Instrumente etwas genauer beschreiben. Diese steht natürlich nicht immer an, zumindest nicht auf der EQ8 der eigentlichen WAA Südsternwarte. In der anderen Hälfte der Felsensternwarte wird es aber der Regelfall sein, dass zuerst einmal überhaupt ein Tubus auf die CGE gesetzt wird.

Die Montage des 12" Deltagraphen auf die EQ8 gestaltet sich schwierig, denn das Instrument ist sehr schwer. Zu dritt - meine Wenigkeit mit Unterstützung starker Frauen (Waltraud und Christa) - schaffen wir das gerade noch. Sind einmal die drei Halteschrauben angezogen, die das Rohr auf der Montierung befestigen, ist der Rest nicht mehr so wild. Aber er hat es in sich. Zunächst einmal müssen zwei zusätliche 10kg-Gewichte auf die Gegengewichtsstange, macht in Summe drei. Ein erstes Austarieren mit offenen Klemmen. Bald lässt sich das Gerät, noch ohne irgendwelchen Zusatz, frei in beiden Achsen bewegen. Etwas gefällt mir nicht. Dieses dumpfe "Klunk", das aus dem Tubus beim Schwenken kommt, zusammen mit einem leisen, helleren, raschelnden Geräusch.

Ich montiere eine Querschiene mit zwei Sucherschuhen, auf die ein optischer Sucher und einer für den MGEN kommt. Verkabelung später. Dann kommt die ASI 1600MMpro Kamera in den Primärfokus und wird mit Kabelbindern so verkabelt, dass es nicht zu noch mehr störenden Elementen im Strahlengang kommt als ohnehin. Die Kabel für Strom und USB laufen am Gittertubus entlang, in einer lockeren Schleife zum Montierungskopf, von dort in einer weiteren lockeren Schleife zum Netzgerät bzw. einem USB-Hub. Dann wir noch MGEN verkabelt, die klassischen drei Kabel zur Kamera (Ethernet Patchkabel), Montierung (Telefonkabel) und erneut 12V Stromversorgung.

In der linken Hüttenhälfte kommt Christophs 8" Boren-Simon Astrograph auf die CGE-Montierung, dazu auch noch ein optischer Sucher und ein MGEN. Die gleiche Verkabelung wie beim Deltagraphen, nur die Kabelwege auf der hohen Säule der CGE sind anders und werden auch hier mit Klettbändern fixiert, wo dies notwendig ist, und locker gelassen, um die Beweglichkeit der Montierung nicht zu behindern. Als Kamera kommt eine modifizierte Canon EOS 700D von Christa zum Einsatz, sie wird ebenfalls mit dem MGEN verbunden. Die Montage der beiden Rohre ist in ca. zwei Stunden erledigt (und ich auch).

Nach dem Abendessen ist First Light geplant. Dieses Geräusch aus dem Hauptspiegel des Deltagraphen gefällt mir nicht. Und in der Tat, die ersten Aufnahmen sind ernüchternd. Der Spiegel ist verkippt, unmöglich, ein scharfes Bild zu bekommen.


Nach der ersten Montage: 8" Boren-Simon Astrograph auf CGE. (Mit Mausklick vergrößern)


Nach der ersten Montage: 12" Deltagraph auf EQ8 mit ASI1600MMpro Kamera. (Mit Mausklick vergrößern)


Bild des Schreckens: So sahen die Sterne im Deltagraphen nach der Erstmontage aus. (Mit Mausklick vergrößern)

Um nicht die erste Nacht zu verlieren, folgt bei Dunkelheit der Abbau des Deltagraphen! Alle Kabel müssen wieder entfernt werden, die Kamera wird abmontiert. Und zwar bei beiden Montierungen, denn der Boren-Simon kommt jetzt auf die EQ8, ein kleinerer 6" Newton auf die CGE. Nach dem Abbau die gleiche Prozedur wie am Nachmittag. Das kostet schon viel Kraft, erst nach 22 Uhr Ortszeit sind die ersten Aufnahmen möglich.


Also muss eine Ersatzl?sung her: 8" Boren-Simon auf EQ8 mit ASI1600MMpro. (Mit Mausklick vergrößern)


Das gibt endlich runde Sterne. (Mit Mausklick vergrößern)

Die ersten guten Astrofotos sind dann der Lohn für die Mühe. Habe ich schon einmal gesagt, dass so ein Pioniergeist die Voraussetzung ist für eine Astroreise nach Hakos?


Und die ersehnten Astrofotos. (Mit Mausklick vergrößern)

Am nächsten Tag geht es weiter. Das 12" LX-200 - es wiegt so viel wie ein erwachsener Mensch - wird auf der Plattform "Walter's Terrasse" aufgestellt. Wenigstens ist bei diesem Gerät nicht viel zu verkabeln. Und dann gilt es noch, einen StarAdventurer auf einer Säule zu montieren. Ok, das erfordert nur das Anziehen einer einzigen Schraube, doch am Abend geht es ans Einsüden. Wirklich, die Sterngruppe um Sigma Oktantis, den "südlichen Polarstern" mit gerade einmal fünfter Größenklasse, ist hier im Polsucher durchaus gut zu sehen. Jetzt ist die Montage vorerst fertig. Vorerst.


Auch dieses Instrument will montiert werden: 12" Meade LX-200 für Planetenbeobachtung. (Mit Mausklick vergrößern)


Und auch er will montiert werden: StarAdventurer. (Mit Mausklick vergrößern)

Nach zwei Tagen entschließe ich mich zur Reparatur des Deltagraphen, als wieder helfende starke Hände zugegen sind. Ich baue die Spiegelzelle aus und stelle fest, dass eine kleine Teflonscheibe lose herumfliegt im Tubus und dass eine der seitlichen Halteschrauben des nicht gerade leichten Teleskopspiegels um etliche Millimeter zusammengestaucht wurde. Ein klassischer Transportschaden, offenbar ist die Kiste mit dem empfindlichen Gerät doch einmal unsanft gelandet. Beides kann ich beheben und nach dem Einbau der Spiegelzelle den Deltagraphen mit einem Justierlaser auch so halbwegs kollimieren. Da ich mit dem ersten Ergebnis nicht so zufrieden bin, mache ich das gleich noch einmal. Dann können die beiden Rohre an ihren ursprünglich vorgesehenen Ort.

Das bedeutet: Auf der EQ8 alle Kabel lösen, Kamera abbauen, Boren Simon herunter, Deltagraph hinauf (wieder zu dritt, diesmal mit Friedhelms Unterstützung), Kamera dran, alles neu Verkabeln. An der CGE alle Kabel lösen, Kamera abbauen, 6" Newton herunter, 8" Boren-Simon hinauf, Kamera dran, alles neu verkabeln.

Am Abend dann das große Zittern, doch die erste Aufnahme am Deltagraph zeigt runde Sterne. Houston, we have a First Light.


Deltagraph, zerlegt, bei der Reparatur. (Mit Mausklick vergrößern)


Endlich ist alles wieder so montiert wie geplant. ASI 1600MMpro am 12" Deltagraph. (Mit Mausklick vergrößern)

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