Für viele Astro-Reisende besteht die Gästefarm Hakos aus den Schlaf- und Wohnräumen sowie den astronomischen Einrichtungen rundherum. Doch weit gefehlt, Hakos ist viel, viel mehr. Heuer gab es endlich wieder Zeit und Gelegenheit, diesen faszinierenden Ort genauer unter die Lupe zu nehmen. Selbst für mich, der schon oft hier war, ist die Zeit heuer voller neuer Erfahrungen.
Hakos, das sind 36km2 wildes Bergland am Abfall der Hochebene zur Namib am Rand der Hakosberge, zu denen im weitesten Sinn auch der markante Gamsberg gehört. Erreicht man die Farm von Windhoek über die C26, entsteht zunächst folgendes Bild: Am Abhang der Hochebene liegt das Farmgebäude samt den umgebenden Nebengebäuden und Sternwarten, etwas tiefer als die Hochebene, in einem hügelligen Land auf einer kleinen Anhöhe. Knapp dahinter erheben sich die Hakosberge. Wie doch der Schein trügen kann!
Vom Farmhaus führen vier Pads (Fahrwege) sternförmig nach Süden, Osten, Norden und Westen. Über den südlichen gelangt man von der C26 und die Zufahrtsstraße zur Farm. Die anderen drei sind zunächst beliebte Wanderwege, der westliche beinhaltet bis zum schönen Aussichtspunkt "Walter's Point" den Hakos-Planetenweg. Nach Süden geht es zum Pumpenhaus und nach Osten zum einsamen Baum. Jede dieser Wanderungen führt auf dem gleichen Weg zurück und dauert, je nach Kondition, ein bis zwei Stunden.
Der Blick zum Gamsberg von Walter's Point (Mit Mausklick vergrößern)
Der Hakos Planetenweg (Mit Mausklick vergrößern)
Blick in die Wüste Namib (Mit Mausklick vergrößern)
Der "verdrehte Baum", eines der Wahrzeichen von Hakos (Mit Mausklick vergrößern)
Der "einsame Baum", das bekannteste Wahrzeichen, im Hintergrund das Farmhaus (Mit Mausklick vergrößern)
Wildes, weites Land (Mit Mausklick vergrößern)
Doch Hakos ist viel mehr. Das Farmland misst in etwa 9 mal 4 Kilometer und ist aufgrund des Geländes zu Fuss nicht ansatzweise in einem Tag zu umrunden. Waltraud veranschlagt für eine derartige Wanderung in etwa drei Tage, Übernachtung in der Wildnis inklusive. Das wäre einmal etwas für eine Mondperiode, könnte mich mit dem Gedanken anfreunden, wildes Afrika hin und her. Das wäre Abenteuer ...
Es gibt, wie gesagt, heuer erfreulicherweise Gelegenheit zu Geländefahrten weiter in die Farm. Waltraud steuert den kleinen Toyota-LKW mit den Sitzbänken auf der offenen Ladefläche souverän über Wege, die oft sogar zu Fuß eine Herausforderung darstellen würden. Hut ab! Stefan ergänzt, dass er, sollte dies denn so sein, eines im nächsten Leben nicht werden möchte: "Auto in Namibia". Zugegeben, diese Fahrten sind für Motor, Kupplung, Getriebe, Stoßdämpfer, Räder etc. eine ganz besondere Herausforderung. Mich erinnern sie an weit zurück liegende Zeiten beim Bundesheer.
Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich und ändert sich hinter jedem Hügel. Nach Südwesten, Richtung Gamsberg, jenseits des Gamsbergpasses (der durch Hakos durch führt), ist das Gelände besonders unwegsam, hier kommt auch das Auto nicht mehr durch und wir erkunden das schroffe Gelände zu Fuss, bis zu den Köcherbäumen, die es auf Hakos hier und nur hier gibt.
Ab hier geht's zu Fuss (Mit Mausklick vergrößern)
In den Schluchten von Hakos (Mit Mausklick vergrößern)
Ein wunderschöner Köcherbaum (Mit Mausklick vergrößern)
Im Köcherbaum"wald" (Mit Mausklick vergrößern)
Nach Osten führt die Pad zunächst an zwei Wahrzeichen vorbei, dem "verdrehten" und dem "einsamen" Baum. Um jedoch dann abzufallen in ein kleines Tal und danach zu einer kleinen Passhöhe anzusteigen. Hinter dieser öffnet sich die Landschaft zu einem zauberhaft schönen und weitgehend unbekannten Fleck dieser Farm, dem "Paradiestal". Es war, so Waltraud, der Lieblingsort unseres verstorbenen Mitglieds Herbert Csadek, der duch seine Filme bekannt war. Er war oft auf Hakos und ist regelmäßig hierher gewandert. Wer das tun will: Genügend Wasser mitnehmen und mindestens einen halben Tag einplanen.
Es geht lange durch dieses schöne Tal und hier zeigen sich auch jede Menge Tiere. Nach einem Anstieg geht es wieder hinauf auf die Hochebene, wo ein markanter, von zwei Straßen gesäumter Zaun die Grenze zur Nachbarfarm Hohenheim markiert. Vor uns liegen die Hakosberge, jetzt wirklich zum Greifen nahe. In der Tat ist hier, auf einer Anhöhe, der leichteste Aufstieg zu den Gipfeln, unter Umständen und mit sehr viel Können sogar mit einem guten Geländewagen zu schaffen. Sportlicher ist der Aufstieg zu Fuss. Wer das will: Per Geländewagen hierher bringen lassen, viel Wasser mitnehmen und einen Tag für Aufstieg und Rückweg zur Farm einplanen. Achtung, der Rückweg hat es in sich, wie sich gleich zeigen wird.
Der Rundblick von dieser Anhöhe auf Hakos und die Hakosberge ist in der Tat umwerfend.
Per Geländewagen durch die Schluchten von Hakos (Mit Mausklick vergrößern)
Das Paradiestal (Mit Mausklick vergrößern)
Hinter jedem Hügel ändert sich die Landschaft (Mit Mausklick vergrößern)
Karges, faszinierendes Land (Mit Mausklick vergrößern)
Die Grenze zu Hohenheim (Mit Mausklick vergrößern)
Der Einstieg in die Hakos-Berge (Mit Mausklick vergrößern)
Gandioser Blick: Vor uns liegt fast ganz Hakos (Mit Mausklick vergrößern)
So steil fallen die Hakosberge ins Tal ab (Mit Mausklick vergrößern)
Von der Anhöhe geht es jetzt sehr steil bergab ins Tal eines der Quellflüsse des Djab. Sehr steil bergab. Plötzlich wird klar, dass die Hakosberge nicht die sanfte Hügelkette sind, die das Auge vom Farmhaus wahrzunehmen vermeint, sondern ein steiles, schroffes Gebirge. Wir fragen, was hinter den Bergen ist. "Das haben wir uns auch gefragt, und sind deshalb einmal hinauf gestiegen", war Waltrauds durchaus verblüffende Antwort. Und dann: "Sie bilden die Grenze zur Nachbarfarm". Ja, so ist das hier. Bei uns hat man einen Zaun zum Nachbarn, hier ein 2.000m hohes Gebirge.
Wir erreichen, über steinige Pfade, den Talboden. Wir sind jetzt knapp 350m unterhalb des Farmhauses. Neben uns türmen sich die Hakosberge auf, es sind von hier über 550 Höhenmeter zum Gipfelgrat, wer diese Route nimmt, braucht mehr als einen Tag und campiert wohl hier. Im Süden aber, da steht das Farmhaus. Aber wo!!! Hoch über uns auf einem Berg, es erinnert an eine Schutzhütte in den Alpen oder sogar eine Festung, die erst einmal erreicht werden will. Wie sehr der Blick vom Farmhaus zu den Bergen doch täuschen kann! Was zum Greifen nahe scheint, ist in Wirklichkeit durch eine Schlucht getrennt. Dieser Trugschluss wurde manchen schon zum Verhängnis, die meinten, die Gipfel der Hakosberge auf diesem vermeintlich direkten Weg in kurzer Zeit erreichen zu können. Die Höhenangaben habe ich aus OpenStreetMap gemessen: Farmhaus 1.840m, Flussbett 1.500m, höchster Gipfel 2.020m.
Hier, in der Talsohle, befindet sich auch jener Tiefbrunnen, der die Farm mit Wasser versorgt. Von hier führt die Wasserleitung bergwärts, über mehrere Pump- und Speicherstationen zum Farmhaus und weiter zu den Hochspeichern südlich der Farm. Die Pumpen sind auf Solarbetrieb umgestellt, die Dieselmotoren dienen nur mehr als Backup. Hakos ist energieautonom und die meiste Zeit CO2-Neutral, da der Strom aus Sonnen- und Windkraft kommt. Nur für schwere Werkzeugmaschinen muss ein Dieselgenerator gestartet werden.
Hoch über dem Flusstal liegt das Farmhaus (Mit Mausklick vergrößern)
Hier kommt unser Wasser her (Mit Mausklick vergrößern)
Aufstieg zur Farm in der Abendsonne (Mit Mausklick vergrößern)
Selbst der motorisierte Aufstieg zum Farmhaus ist, wie die ganze Fahrt selbst, anstrengend. Es gilt, die mitunter heftigen Bewegungen des Fahrzeugs auszugleichen, und das ist nicht weniger kräfteraubend als die gleiche Zeit - nicht die gleiche Strecke - zu Fuß zu gehen.
Nach jeder dieser Touren erreichen wir zu Sonnenuntergang, also zum Abendessen, das Farmhaus. Rasch umziehen für die Nacht und es geht weiter. Man kann sich an dieses Leben gewöhnen. Man spürt, dass man lebt, und muss sich mit der Natur arrangieren, in jeder Minute. Wer das nicht kann, überlebt hier einfach nicht.
Die Abendsonne durch eines von Ursels Kunstwerken (Mit Mausklick vergrößern)
Wer sich hier nicht mit der Natur arrangiert ... (Mit Mausklick vergrößern)
... überlebt nicht lang (Mit Mausklick vergrößern)
Fortsetzung folgt ...
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