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Die Erfahrungen des letzten (geplanten) Beobachtunswochenendes auf dem Unterberg lassen uns Schlimmes befürchten. Wird es wieder so ein Wetterkrimi mit einem Debakel am Ende? Werden wieder alle abspringen? Müssen wir wieder im letzten Moment alle Quartiere stornieren, und das in einem an sich ausgebuchten Mariazell zur Hauptsaison? Keineswegs! Denn erstens gab es diese Woche schon jede Menge schöner Beobachtungsnächte, die auch reichlich genützt wurden, und zweitens, und das ist der wichtigste Grund, es ist ja ein Beobachtungs- und Seminarwochenende, da lohnt es sich auf jeden Fall zu kommen. Noch dazu nach Mariazell. Zu Günther Eder und seinem Astroteam, wo es auch bei trostlosem Wetter noch nie langweilig wurde.
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17. August: Es wird schön!Der Wetterbericht sagt das Heranrücken einer Kaltfront von Westen voraus. Wolken, Regen, Gewitter. Doch der Wind kommt von Südosten und die Front bleibt in Sichtweite von uns im Westen hängen. Es blitzt im Westen, Südwesten und Süden, aber die Wolken enden in rund 20° Höhe im Westen, darüber bleibt ein immer besser werdender Himmel frei. Anfangs sehr, später weniger dunstig, doch wir können beobachten - und das bis drei Uhr Früh! Zu allererst noch ein Blick zur Sonne - ich baue mein 12" LX-200 rasch auf, um noch ein paar Blicke zu erhaschen, bevor die Sonne hinter den Wolken verschwindet. Gar nicht so übel. Detailbericht hier. |
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Wir nützen den milden Abend - es ist für hiesige Verhältnisse wirklich sehr warm - für ein Picknick im Freien. Nach dem Aufbauen der Instrumente verspeisen wir die von Anneliese, Doris und Frau Dirnwöber eilig eingekauften Delikatessen inmitten unserer Fernrohre. |
Nicht nur in der Sternwarte, am großen Fernrohr (16"quot; SC plus 6" Refraktor) wird beobachtet; um die Sternwarte entsteht ein kleines WAA-Teleskoptreffen. Franz, Hanne, Albert und Gabi bauen ihre Fernrohre auf und auch ich montiere meine mobile CCD-Station um das 12" Meade LX-200. Je länger die Nacht wird, desto besser werden auch die Bedingungen. Die Wolken verschwinden mehr und mehr, gegen 1 Uhr (MESZ) ist keine Wolke mehr am Himmel. Nur mehr starker Dunst verschleiert so manche Galaxie, doch das kann uns eigentlich nichts mehr anhaben. Wir beobachten, bis Jupiter im Nordosten aufgeht ... In dieser Nacht mache ich viele, teils bemerkenswerte CCD-Aufnahmen ... Bericht hier . |
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Seminarnachmittag, 18. AugustUnsere Fernrohre verbringen, im Gegensatz zu uns, die wir sehr gut in der Jugendherberge in St. Sebastian untergebracht sind, die Nacht auf der Sternwarte. Dicht gedrängt stehen sie im Seminar- und Aufenthaltsraum. Vor dem Seminar müssen wir sie natürlich noch zur Seite schaffen. |
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Unser Seminar wird von Anneliese Haika und mir geleitet. Trotz akutem Schlafmangel gelingt es uns, die Teilnehmer wach zu halten. Ob da nicht auch eine gewisse Dosis Kaffee im Spiel war? Ein besonderer Gag: Bilder, die nur Minuten vor Beginn des Seminars draußen am Fernrohr gemacht wurden, werden in das Seminar eingebunden und so gut es geht vor Ort interpretiert. Beinahe schon "live"... |
Schönes Wetter bei einem Seminar und das zum Thema passende Gestirn am Himmel (nicht so schwer bei einem Sonnenseminar unter Tags). Wir beobachten die Sonne in der Kuppel mit dem Refraktor und vor der Sternwarte mit meinem 12" LX-200, jeweils sowohl im weißen Licht als auch mit einem Lumicon H-Alpha-Filter. Da wird aus der (zwar nicht grauen aber doch nur) Theorie plötzlich Praxis und auch anfängliche Skeptiker beginnen sich für die Beobachtung der Sonne zu interessieren. |
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Da wir an zwei Standorten - in der Kuppel und vor der Sternwarte - beobachten, kann jeder lang genug durch das Fernrohr schauen. Das ist vor allem beim H-Alpha-Filter wichtig, denn dieser Blick in das dunkle Rot der Chromosphäre will erst einmal geübt werden. Es bleibt auch Zeit für ein paar Fotos - Detailbericht hier. |
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18. August: Um Himmels Willen, es wird wieder schön!Schon am Nachmittag zeichnet es sich ab: Kein Gewitter, keine nennenswerten Wolken. Tiefrot versinkt die Sonne im Westen, diesmal nicht hinter Wolken, sondern hinter den Bergen. Kitschig, aber schön! Wir können uns nicht von der Sternwarte trennen, anstelle ins Tal in ein Gasthaus zu fahren, bestellen wir Pizza; Günther Eder, unser unermüdlicher Gastgeber, spielt Pizza-Bote. Während die Sonne der Abenddämmerung Platz macht, speisen wir erneut im Freien, umringt von unseren Fernrohren, die nur auf die nächste Beobachtungsnacht warten. Wenn bloß wir so viel Energie hätten ... |
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Heute noch mehr Fernrohre; auch Anneliese baut ihr C8 auf. Die Bedingungen für diese Beobachtungsnacht sind insgesamt auch nicht hundertprozentig gut, Dunst kostet uns doch eine gute Größenklasse. Manche schwachen Galaxien sind selbst im 16" nur schwer oder gar nicht zu sehen. Aber das tut der Sache keinen Abbruch - die Stimmung ist so gut wie schon lange nicht beim Beobachten. Man erfreut sich auch an altbekannten Anblicken wie M13 oder M15 oder jubelt beim erstmaligen Auffinden eines neuen Objekts. Die zweite Beobachtungsnacht in Serie ist eine Herausforderung an die Kondition. Manche legen sich für ein Stündchen aufs Ohr (manche auch, weil sie zu tief in die Schnapsflasche geschaut haben), andere (wie ich) teten zeitweise leiser und unternehmen Sightseeing zu den bekannteren Objekten. Gegen Mitternacht kommt Wind auf und beendet fotografische Aktivitäten ohnedies. |
Auch in dieser Nacht folgt jeder seinem mehr oder weniger spontan zusammengestellten Programm. Auch wenn nicht alle Objekte halten, was sie versprechen: Es ist wieder ein Erlebnis! Wieder beobachten wir, bis Jupiter aufgeht ... Beobachtungsbericht von Anneliese Haika und meiner CCD-Session . |
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Am nächsten Vormittag - er ist wieder strahlend blau und warm - fahren wir auf die Sternwarte, um einmal in Ruhe zu frühstücken und unsere Geräte abzuholen. Spontan vereinbaren wir mit unserem treuen Freund und Gastgeber Günther Eder - ihm sei an dieser Stelle ganz herzlich für seine Gastfreundschaft gedankt! - für nächstes Jahr gleich vier derartige Beobachtungs- und Seminarwochenenden mit zum Teil ganz neuen Seminarthemen; näheres in Kürze in unserem Programm für 2002, das Anfang September erscheinen wird.
Als wir abfahren, hat sich der Himmel verfinstert und es donnert. Als wir unten in Mariazell ankommen, fallen erste Regentropfen. Die Front ist da. Wir hatten alles Glück, das wir brauchten ...
Alexander Pikhard (ed.)