Die meisten fahren nach Namibia, um den dunklen Himmel für Deep Sky Aufnahmen oder Beobachtungen zu nutzen. Die Beobachtung von Planeten oder gar des Mondes scheint kein Thema zu sein. Durchaus zu unrecht. Natürlich werden mondhelle Nächte gemieden und spätestens ab einem Mondalter von fünf Tagen wird das Leben auf der Gästefarm Hakos sehr ruhig, um zum Vollmond hin total beschaulich zu werden. Astrotouristen sind um diese Zeit nicht anzutreffen, lediglich Camper auf der Durchreise.
Klar, in mondhellen Nächten verliert der Himmel auch hier seinen Reiz, darüber werde ich in einem späteren Kapitel noch berichten. Dabei sollte man die Steppenlandschaft im Mondlicht durchaus einmal erlebt haben.
Erinnern wir uns noch einmal: Hakos liegt auf einer geografischen Breite von 23° 14' S. Der südliche Scheitelpunkt der Ekliptik liegt (derzeit) auf einer Deklination von 23° 26' S. Damit ist klar, dass die Ekliptik auf Hakos durch den Zenit verlaufen kann, da die Farm nur 12 Bogenminuten (also 12 Seemeilen oder 22,2 Kilometer) nördlich des südlichen Wendekreises liegt. Die Sonne steht um den 14. und um den 29. Dezember mittags im Zenit. Zwischen einer Sternzeit von 16 und 20 Uhr läuft die Ekliptik für Hakos zenitnah.
Ein Bild aus dem Jahr 2016 zeigt deutlich, dass die Ekliptik auf Hakos senkrecht zum Horizont stehen kann.
Auf dieser Aufnahme vom 9. Juli 2016 machen mehrere helle Gestirne deren Verlauf deutlich.
Der heurige Aufenthalt auf Hakos fiel weit in die Mondperiode hinein, bis zum Ersten Viertel. Am einem Abend rund ums erste Viertel suche ich am Himmel nach dem Mond und finde ihn zu meiner Verwunderung nicht, bis mein Blick dorthin fällt, wo man bei uns den Mond nie suchen würde: In den Zenit. Und da steht er, der Mond im Ersten Viertel, senkrecht über den Köpfen. Auf der Suche nach einem geeigneten Fotomotiv versuche ich mich erst am Boden liegend an einer Fernrohrsäule, ehe mir die Idee mit dem hohen Mast eines Windgenerators kommt.
Der Mond nahe dem Zenit am späten Nachmittag des 6. September 2019. Stellarium-Simulation. (Mit Mausklick vergrößern)
Der Mond nahe dem Zenit am späten Nachmittag des 6. September 2019.
Der Mond nahe dem Zenit am späten Nachmittag des 6. September 2019. (Mit Mausklick vergrößern)
Planeten, die sich in den südlichen Bereichen der Ekliptik aufhalten - wie derzeit Jupiter und Saturn - sind somit von Hakos aus extrem günstig zu beobachten. Aus diesem Grund baten wir, wie schon in den Jahren zuvor, unser Mitglied Christoph Niederhametner, sein 12" Meade LX-200 verwenden zu dürfen. Dieses Gerät wurde bis vor kurzem auch von der Gästefarm an Astrotouristen vermietet. So wurde uns denn auch verheißen, dass das Gerät nicht funktioniert, da eine Gruppe aus Norwegen zuletzt damit überhaupt nicht zurecht kam. Davon ließ ich mich nicht abschrecken und baute, wieder mit kräftiger Hilfe einiger Leute, das schwere Gerät auf der seit kurzem Walter's Terrasse genannten Plattform auf. Und siehe da, es funktionierte. Gut, die Neigungs- und GPS-Sensoren hatten offenbar ihren Geist aufgegeben, so dass das Alignment eben Kenntnis des südlichen Sternenhimmels erfordert. Ich hatte Autostar schon in den letzten Jahren abgewöhnt, irgendwo hinzufahren und dann "Center brightest star" aufzufordern, da ich die Gedanken des Computers zu lesen nicht gewillt war. So verriet mir Autostar denn, welchen Stern ich zentrieren sollte, auch wenn dieser bisweilen sehr weit vom eingestellten Ort entfernt stand. Wie gesagt, die Lage- und GPS-Sensoren des Geräts sind im Eimer, wer das weiss und Ankaa, AlNair, Peacock oder Fomalhaut kennt, hat gewonnen.
Das 12" Meade LX-200 von Christoph Niederhametner wartet bei Sonnenuntergang auf seinen Einsatz. (Mit Mausklick vergrößern)
12" Meade LX-200 in einer mondhellen Nacht auf Hakos.
12" Meade LX-200 in einer mondhellen Nacht auf Hakos.
Optisch ist das Gerät in einem einwandfreien Zustand und liefert visuell hervorragende Bilder, die jene diverser wesentlich größerer Dobsons auf der Farm an Schärfe übertreffen. Ein erstes Ziel ist stets Jupiter, der am frühen Abend nahe dem Zenit steht und bedingt durch die steilen Tagesbahnen der Gestirne auf dieser Breite rasch an Höhe verliert.
Am 29. und 30. August ist das Seeing wirklich sehr gut und der Einsatz von Okularen bis 8mm Brennweite (bei 3m Objektivbrennweite gibt das eine Vergrößerung von 375x) zeigt Unglaubliches. Da muss natürlich die Webcam dran, auch wenn mein kleines Tablet leider für Lichtverschmutzung sorgt und der Einsatz einer roten Filterfolie bei einem Touchscreen auch nicht möglich ist. Zum Glück hat FireCapture einen halbwegs guten Nachtmodus und der Bildschirm lässt sich auch recht dunkel regeln.
Jupiter am 29. August 2019 um 20.45 Uhr Ortszeit (UTC+2). ASI 120MC-S Webcam an 12" Meade LX-200, F=3000mm f/10.
FireCapture - PIPP - AutoStakkert! - Registax - ACDSee. Hintergrund ergänzt. Höhe: 70°. Links der Mond Io.
Jupiter am 29. August 2019 um 22.57 Uhr Ortszeit (UTC+2). ASI 120MC-S Webcam an 12" Meade LX-200, F=3000mm f/10.
FireCapture - PIPP - AutoStakkert! - Registax - ACDSee. Hintergrund ergänzt. Höhe: Nur 38°. GRF ist gut zu sehen. Links der Mond Ganymed.
Jupiter am 30. August 2019 um 20.48 Uhr Ortszeit (UTC+2). ASI 120MC-S Webcam an 12" Meade LX-200, F=3000mm f/10.
FireCapture - PIPP - AutoStakkert! - Registax - ACDSee. Hintergrund ergänzt. Höhe: 68°. GRF ist gut zu sehen. Links am Rand der Mond Io,
in der Mitte des NEB der Schatten von Io.
Jupiter am 2. September 2019 um 21.47 Uhr Ortszeit (UTC+2). ASI 120MC-S Webcam an 12" Meade LX-200, F=3000mm f/10.
FireCapture - PIPP - AutoStakkert! - Registax - ACDSee. Hintergrund ergänzt. Höhe: 52°.
Links die Monde Ganymed (oben) und Io (unten), rechts die Monde Callisto (oben, schwach) und Europa (unten).
Die Farbfehler bei den Monden entstehen in der Erdatmosphäre. HDR Komposit. (Mit Mausklick vergrößern)
Saturn steht etwas später nahe dem Zenit und ist eine Wucht. An einem Abend war es möglich, bis zum 3,5mm Hyperion-Okular zu gehen, das ist eine Vergrößerung von 857x! Eigentlich zu viel für diesen Objektivdurchmesser, aber es machte Sinn und sorgte für minutenlanges stilles Bestaunen dieses wunderschönen Planeten. Enceladus und sogar Mimas waren ohne Probleme zu sehen. Und dann der C-Ring! So deutlich hatte ich diesen inneren Ring noch nie gesehen. Das geht nur nahe dem Zenit bei so klarem Himmel wie hier und bei gutem Seeing. Auch hier musste natürlich die Webcam her.
Saturn am 30. August 2019 um 00.37 Uhr Ortszeit (UTC+2). ASI 120MC-S Webcam an 12" Meade LX-200, F=3000mm f/10.
FireCapture - PIPP - AutoStakkert! - Registax - ACDSee. Hintergrund ergänzt. Höhe: Nur 45°.
Der Hintergrund wurde nich ganz dunkel gesetzt, damit der innere C-Ring gut erkennbar bleibt.
Leider gab es in den Nächten nach dem 30. August stets Wind und vor allem schlechteres Seeing. Das LX-200 wurde mit schwächerer Vergrößerung verwendet, um die klassischen Objekte des südlichen Sternenhimmels visuell zu beobachten. Auch Blicke zu Jupiter und Saturn waren immer wieder beeindruckend, doch fotografisch war an den Planeten leider nichts mehr zu machen. Das war aber auch kein Problem, denn schon in den ersten Nächten hatte ich sie "im Kasten".
Fortsetzung folgt ...
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