Das ist jetzt kein botanischer oder zoologischer Bericht.
Natürlich ist Hakos für viele in erster Linie ein astronomisches Reiseziel. Doch ich empfehle allen dringend, mit offenen Auge durch die Landschaft zu gehen, denn es ist ein wunderbares Stück afrikanischer Wildnis. Ja, Wildnis. Es ist kein Nationalpark, es ist ein Stück einer weitgehend unberührten Natur.
Hakos liegt nicht, wie viele meinen, in der Wüste. Die Namib beginnt rund 60km südwestlich von Hakos. Hakos liegt in der Großen Randstufe, die die Grenze zwischen dem flachen Küstenstreifen im Westen und dem Zentralen Hochland im Westen bildet. Hakos gehört zum Khomas-Hochland, dessen höchste Erhebung der 2.347m hohe Gamsberg ist. Charakteristisch für das Hochland ist eine Dornstrauchsavanne, meist niederes Gras und lockerer, niedriger Baumbestand. Wie der Name verrät, haben so gut wie alle Pflanzen mehr oder weniger lange Dornen.
Das Klima im zentralen Hochland wird charakterisiert durch eine Regenzeit von November bis April, in der es zu kurzen, heftigen Regenfällen kommen kann, und eine Trockenzeit von Mai bis Oktober, in der es so gut wie keinen Niederschlag gibt. Dem Vernehmen nach sind aber die letzten beiden Regenzeiten so gut wie ohne Niederschläge verlaufen.
Jetzt im September befinden wir uns schon nahe dem Ende der Trockenzeit und entsprechend verdorrt und leblos wirkt die Vegetation. Es gibt so gut wie gar kein Gras mehr. Sandiger Boden zwischen den locker stehenden Bäumen und Sträuchern dominiert das Bild. Auffällig ist, dass einige wenige immergrüne Bäume scheinbar der Trockenheit trotzen, während von den meisten anderen Sträuchern nur dürre Äste übrig geblieben sind.
Doch so leblos ist die Vegetation nicht. Bei genauerem Blick erkennen wir die ersten Anzeichen des südlichen Frühlings in Form zarter Blüten an Bäumen, Sträuchern und auch am Boden. Viele kleine Wunder sind es in Form zarter Blätter und Blüten, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht sind und die Frage aufwerfen, wo sie denn in all dieser Trockenheit das wenige Wasser aufgetrieben haben, um einen neuen Lebenszyklus zu beginnen. Faszinierend!
Auf den ersten Blick wirkt die Vegetation tot.
Doch halt, die Blätter des "verdrehten Baums" sind grün. Und schaut doch genau! (Mit Mausklick vergrößern)
Der verdrehte Baum blüht! (Mit Mausklick vergrößern)
Diese jungen Blätter scheinen es nicht geschafft zu haben. (Mit Mausklick vergrößern)
Doch hier sprießt neues Leben aus den vermeintlich toten Ästen. (Mit Mausklick vergrößern)
Und auch am Boden erwacht die Natur wieder. (Mit Mausklick vergrößern)
Viele Bäume blühen jetzt schon, man muss nur genau hinschauen. (Mit Mausklick vergrößern)
Es wird Frühling auf Hakos! (Mit Mausklick vergrößern)
In dieser kargen Natur kämpfen natürlich auch Tiere ums Überleben, suchen in der spärlich gewordenen Vegetation nach Nahrung. Viele sind es nicht, aber sie sind da und bei genauerer Betrachung allgegenwärtig.
Wer leise und wachsam durch Hakos wandert, wird Zebras sehen. Sie streifen in Gruppen von weniger als zehn Tieren durch die Gegeng, angeführt von ihrem Leithengst. Auch nachts sind sie unterwegs, da kommen sie durchaus auch in die Nähe der Farm (und der Sternwarten) und verraten sich durch ihr typisches Pfeifen.
Zahlreiche Wildarten sind ebenfalls auf Hakos anzutreffen (nein, nicht nur auf dem Teller beim Abendessen), wie Kudu, Oryx oder diverse andere Antilopenarten. Rund um die Farm tummeln sich auch Paviane, die die Nähe der Zivilisation suchen, um auf diese Art rasch zu Nahrung zu gelangen. Von allen Tieren in der Nähe der Farm sind sie die am wenigsten harmlosen. Hungrig und vor allem durstig können sie durchaus aggressiv werden.
Vögel sind in der Trockenzeit mangels Nahrung selten, sieht man einmal von den Mauerseglern ab, die direkt am Farmhaus nisten und fast schon zu den Haustieren gezählt werden müssen. Auch Insekten und Reptilien machen sich um diese Zeit rar, sind in der feuchten Jahreszeit aber durchaus auch zu erwarten.
Oryx-Antilopen (Mit Mausklick vergrößern)
Zebras sind auf Hakos allgegenwärtig, man muss nur leise sein und genau schauen. (Mit Mausklick vergrößern)
Springbock (Mit Mausklick vergrößern)
Kudus (Mit Mausklick vergrößern)
Wieder Zebras (Mit Mausklick vergrößern)
Paviane nahe der Farm. Sie sind nicht ungefährlich und in der Trockenzeit besonders gestresst. (Mit Mausklick vergrößern)
Überrest eines Tausendfüßlers, auch der ist - wenn lebendig - nicht ungefährlich. (Mit Mausklick vergrößern)
Und nie vergessen: Das hier ist Wildnis, die Devise lautet "Fressen und gefressen werden" ... (Mit Mausklick vergrößern)
Es sollte dies keine vollständige Aufzählung werden, sondern die Beschreibung von Eindrücken samt der Einladung, mit offenen Augen (und stets mit Kamera) unterwegs zu sein - und auch mit Vorsicht und Respekt. Und, ja, es gibt hier auch Geparden, Hyänen und Schakale. Gesehen habe ich diese sehr scheuen Tiere noch nie, umgekehrt wahrscheinlich aber schon.
Tipp: Die benachbarte Gamsberg-Farm hat sich in den letzten Jahren zu einem Mini-Etosha entwickelt. Von Hakos aus ist eine halbtägige Rundfahrt möglich, bei der auch Nashörner, Strauße und andere Tiere vors Objektiv laufen können. Nicht ganz ursprünglich, aber schneller erreichbar von Hakos als der Etosha-Nationalpark im Norden Namibias.
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