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Jupitermonde
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Alexander Pikhard
Die Beobachtung der Galileischen Jupitermonde ist eines der interessantesten Gebiete der
Amateurastronomie. Sie ist schon mit kleinen Instrumenten möglich, immerhin wurden diese
vier hellen Monde schon 1610 von Simon Marius und Galileo Galilei entdeckt.
Aufgrund der
Lage ihrer Bahnen liefern die vier hellen Jupitermonde eine Vielzahl an Erscheinungen, deren
Beobachtung nicht nur sehr interessant und abwechslungsreich, sondern auch historisch
bedeutsam und wissenschaftlich wertvoll ist.
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Inhalt
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1. Grundlegendes
Da die vier Galileischen Monde eigentlich beachtliche Welten sind - sie übertreffen
an Größe durchaus auch Planeten - sind sie sehr leicht zu beobachten.
Eigentlich müssten sie auf Grund ihrer scheinbaren Helligkeiten durchaus mit freiem Auge zu
sehen sein, doch der helle Jupiter überstrahlt sie, und so benötigt man mindestens einen
Feldstecher, um die vier - meist in einer Reihe links und rechts von Jupiter aufgefädelten -
Lichtpunkte zu erkennen. Der innerste Mond ist Io, gefolgt von Europa, dann Ganymed (der
größte von allen) und schließlich Callisto.
Aufgrund ihrer raschen Umlaufbewegung um Jupiter und der Lage
ihrer Bahnen pendeln die Galileischen Monde scheinbar in seitlicher Richtung
um den Planeten und schon in relativ kurzer Zeit wird ihre Bewegung
augenscheinlich.
Da wir das System des Jupiter von der Seite betrachten, können
wir eine Vielzahl interessanter Erscheinungen beobachten: Transits von
Monden vor dem Jupiter, Bedeckungen von Monden durch den Jupiter,
Vorübergänge von Mondschatten (Sonnenfinsternisse), Verfinsterungen
von Monden im Planetenschatten (Mondfinsternisse), enge Begegnungen von Monden
(Konjunktionen) und manchmal sogar gegenseitige Bedeckungen und Verfinsterungen.
Fast jede Nacht gibt es mindestens eine interessante Erscheinung!
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2. Bedeckungen
Bei einer Bedeckung wandert ein Mond hinter der Scheibe des Jupiter vorbei. Dabei verschwindet der
Mond immer auf der Westseite und taucht auf der Ostseite wieder auf. Der Ein- und Austritt erfolgt nicht schlagartig,
da die Monde kleine Scheibchen und die Sonne nicht punktförmig sind und die Jupiteratmosphäre
allmählich dichter wird. Vom ersten Lichtabfall bis zum endgültigen Verschwinden (und umgekehrt)
vergehen im Regelfall einige Minuten. Der exakte Ein- bzw. Austrittszeitpunkt kann daher nur durch Messserien
ermittelt werden. Es gilt der erste bzw. letzte Kontakt. Die Ermittlung der genauen Kontaktzeiten ist
schwierig.
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3. Verfinsterungen
Bei einer Verfinsterung wandert der Mond durch den Jupiterschatten. Dabei beginnt die
Verfinsterung immer im Westen und endet im Osten. Während der Verfinsterung ist der
Mond komplett unbeobachtbar von der Erde. Auch hier erfolgt der Ein- bzw. Austritt nicht
schlagartig, sondern dauert wegen der Diffusität des Schattens (Halbschatten!) und
dem Durchmesser des Mondes einige Minuten, weshalb auch hier Messserien von Vorteil sind.
Wir beobachten eine Mondfinsternis im Jupitersystem.
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4. Jupitermonde und Lichtgeschwindigkeit
Galileis Vorschlag, die Lichtgeschwindigkeit über kurze Distanzen zu messen,
scheiterte daran, dass die kurze Lichtlaufzeit zwischen den Messpunkten zu dieser Zeit noch
nicht registriert werden konnte. Hätte man eine gut sichtbare "Laterne", die in sehr großer
Entfernung von uns ein- und ausgeschaltet würrde, so ergäbe sich daraus eine realistische
Möglichkeit der Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit. Der erste, der diese Idee ausnützte,
war der dänische Astronom Ole Rømer. Er verwendete Verfinsterungen des Jupitermondes
Io als fernes Lichtsignal.
Rømers Verfahren ist eigentlich sehr einfach und kann leicht,
auch mit kleinen Fernrohren, nachvollzogen werden. So kann jeder den
Versuch unternehmen, die Lichtgeschwindigkeit selbst zu bestimmen.
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5. Durchgänge
Bei einem Durchgang wandert der Mond vor der Jupiterscheibe vorbei.
Der Eintritt erfolgt dabei immer im Osten, der Austritt im Westen.
Durchgänge sind die am schwierigsten zu verfolgenden Jupitermonderscheinungen.
Viele Beobachter erfassen nur die Kontakte.
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6. Schattenvorübergänge
Bei einem Schattenvorübergang wandert der Schatten eines Mondes über
die Jupiterscheibe. Je nach Mond kann der Schatten als sehr dunkler SPOT bereits ab
einer 40-fachen Vergrößerung wahrgenommen werden (Ganymed).
Wir beobachten eine Sonnenfinsternis im Jupitersystem.
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7. Gegenseitige Jupitermonderscheinungen
Gegenseitige Jupitermonderscheinungen sind Jupitermondkonjunktionen -
sie können jederzeit eintreten - und gegenseitige Verfinsterungen und
Bedeckungen. Diese beiden Erscheinungen können nur dann eintreten,
wenn wir das System des Jupiter von der Kante sehen (alle 6 Jahre).
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8. Seltenes
Das Reizvolle an Jupitermonderscheinungen ist ihr breites
Spektrum der Häufigkeiten; Jupitermondkonjunktionen oder
Erscheinungen von Io und Europa sind ziemlich häufig,
Erscheinungen von Ganymed und Callisto schon viel seltener,
insbesondere, da sie in bestimmten Jahren ja ganz ausfallen
können.
Schon viel seltener ist das Eintreten von zwei oder mehr
interessanten Erscheinungen gleichzeitig. Gegenseitige
Jupitermonderscheinungen können nur etwa alle sechs
Jahre für eine Periode von einigen Monaten auftreten.
Das Zusammentreffen von drei oder mehr Erscheinungen
führt dann überhaupt zu extrem seltenen Situationen,
denen Beobachter oft jahrelang entgegen fiebern.
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9. Referenzen
Internetseiten
Astronomische Jahrbücher
The Astronomical Almanac des U.S. Naval Observatory.
Der Klassiker, auf dem alle anderen astronomischen Jahrbücher basieren.
Detaillierte Kurvendiagramme, Ephemeriden der Elongationszeitpunkte, auch
für Amalthea, und Ephemeriden der hellsten äußeren Monde.
Kosmos Himmelsjahr von Hans-Ulrich Keller, Kosmos-Verlag,
ISBN 3-440-07725-X, in jeder größeren Buchhandlung (Achtung! Ist sehr rasch vergriffen!);
auch auf CD-ROM erhältlich, deren Inhalt reicht aber an jenen des Buches nicht heran.
Reich illustriert, das ideale Jahrbuch für Einsteiger. Jupitermonde: Sehr detaillierte Kurvendiagramme
mit Schattenlage und Hilfsmittel zur Bestimmung der Breite. Sehr umfangreiche Liste von
Jupitermonderscheinungen.
Österreichischer Himmelskalender von Prof. Hermann Mucke,
Österreichischer Astronomischer Verein, erhältlich im Astronomischen Büro Wien.
Enthält fast nur Zahlenmaterial, daher nur für Fortgeschrittene empfehlenswert.
Kurvendiagramme und sehr umfangreiche Liste von Jupitermonderscheinungen, Ephemeride für
Jupitermondkonjunktionen! Für dieses Beobachtungsprogramm daher die beste Quelle.
Der Sternenhimmel von Hans Roth, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-08855-3.
Viel Information, größtenteils als Zahlen und Abkürzungen, daher auch nur für
Fortgeschrittene ratsam. Keine Kurvendiagramme! Jupitermondpositionen und -erscheinungen zusammen mit anderen
Erscheinungen tageweise zusammengefasst, daher gut für die kurzfristige, etwas umständlich
aber für die längerfristige Planung.
Literatur
- Günther D. Roth, Planeten beobachten, Verlag Sterne und Weltraum, 2002
- Jean Meeus, Mathematical Astronomical Morsels, Willmann-Bell, 1997
- John H. Rogers, The Giant Planet Jupiter, Cambridge University Press, 1995
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A. Die kleinen Monde
Von den heute bekannten 63 Jupitermonden liegen nur die vier
Galileischen Monde in der Reichweite von Amateurteleskopen. Doch
mit CCD-Kameras ändert sich das. Äußere Kleinmonde
können wie schwache Asteroiden aufgesucht und aufgenommen
werden.
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Ein Beobachtungstipp der WAA Wir möchten Sie ermuntern, dieses Himmelsereignis zu beobachten. Wenn Sie Anleitungen oder Hilfestellungen dazu benötigen, dann sind Sie bei unseren gemeinsamen Beobachtungen herzlich willkommen. Informationen (Ort, Termin, Treffpunkt und mehr) dazu finden Sie auf unserer Webseite und auf Facebook.
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