WAA Namibia 2002Der volle Erlebnisbericht. Text: Anneliese Haika. Fotos: Alexander Pikhard. Freitag, 5. Juli 2002 - AnkunftPünktlich um 6.30 landen wir in Windhoek. Auf dem Flugfeld mein erster Kontakt mit Afrika. Die Sonne ist gerade aufgegangen, es ist kalt aber wolkenlos. Paßkontrolle. Ein Beamter winkt uns zum nächsten Schalter, der ist zwar für die Einreise von Leuten aus dem Süden Afrikas gedacht, aber so genau darf man das nicht nehmen. Diese Schlange erweist sich als die raschere. Beim Schalter für Touristen dauert es mindestens doppelt so lange - wie einige von uns feststellen müssen. Dann der spannende Moment: die Suche nach den Gepäckstücken. Das normale Gepäck ist da, aber wo sind die großen Kisten. Noch haben wir Hoffnung, sie könnten ja irgendwo am Flughafen sein. Doch mit der Zeit sind alle möglichen "Verstecke" ausgeforscht und es bleibt die frustrierende Tatsache, daß vier Großgepäcksstücke fehlen: Die Teleskope von Gerhard Bachmaier, Thomas Maca und mir sowie die CCD und Fotoausrüstung von Alex Pikhard. Eine weitere halbe Stunde vergeht mit Verhandlungen am Lost and Found Schalter. Und dann das Unglaubliche: die AUA hat das Gepäck in Wien liegen gelassen. Am Sonntag könnte es kommen. Also zwei Tage - und zwei Nächte (!) ohne diese Ausrüstung. Ich schaue gar nicht auf die Uhr, aber ich glaube wir haben etwa zweieinhalb Stunden am Flughafen vertan. Endlich kommen wir hinaus und werden von Walter Straube und seinem Schwiegersohn Friedhelm begrüßt. Das Einladen ist jetzt kein Problem, ohne die vier größten Gepäckstücke. Wir verteilen uns auf die drei Fahrzeuge und dann geht es los. Bis Windhoek und ein Stückchen weiter ist die Straße noch asphaltiert, dann beginnt die Piste und Walter meint, wir würden so schnell keine asphaltierte Straße mehr sehen. Dafür sehen wir anderes: die faszinierende Steppenlandschaft und immer wieder Tiere. Eine Herde Oryx in der Ferne, Paviane, Erdhörnchen und schöne Vögel. Und die Sonne geht natürlich "verkehrt herum". Ich habe mich so darauf gefreut, die Sonne über Norden gehen zu sehen, daß ich jetzt keine Probleme habe, mich daran zu gewöhnen. Ist ja ganz normal! Nach etwa drei Stunden biegen wir von der C26 auf die Straße zur Farm ab. Der erste Blick auf die Hakosfarm - nach den vielen Bildern, die ich schon gesehen habe und dem Film von Herbert Csadek kommt mir der Anblick recht vertraut vor. Waltraud, Walters Tochter, begrüßt uns herzlich vor dem Farmhaus. Kurz auslanden, Zimmer beziehen. Dann geht es zum Mittagessen. Auch der Speiseraum mit dem großen runden Tisch ist uns von den Berichten von Gerald Rhemann und Herbert Csadek schon gut bekannt. Die Aussicht auf die Hakosberge ist fantastisch. Dabei ist heute ein eher diesiger Tag mit schlechter Fernsicht. Den Nachmittag verbringen wir mit Auspacken und Ausruhen. Meine festen Schuhe sind in der fehlenden Kiste. Waltraud borgt mir Schuhe, sonst wäre ich mit meinen leichten Sommerschuhen beim Farmhaus festgenagelt. Um 17.00 warten wir auf einem Felsen vor der Farm auf den Sonnenuntergang. Der erste von vielen schönen, die wir hier erleben dürfen. Sobald die Sonne verschwunden ist, beginne ich die Suche nach Sternen. Venus ist natürlich gleich gut zu sehen, aber die kenne ich ja schon. Also Blick nach der anderen Richtung, nach Süden. Endlich taucht Canopus schon recht tief stehend auf. Hurrah! Der erste Stern des Südhimmels. Bald darauf sehe ich Alpha Centauri, dann Alpha und Beta Crucis. Es ist ein tolles Gefühl, den Himmel neu entdecken zu können. Mit dem Feldstecher suche ich in der Dämmerung nach Omega Centauri und endlich entdecke ich ihn. Noch sehr blaß, aber da ist er! Jetzt kann ich beruhigt zum Abendessen gehen. Nach der Hauptspeise verlasse ich kurz den Speiseraum, um mir etwas aus dem Zimmer zu holen. Der Weg führt über den Hof. Ich mache die Haustüre auf und sehe - nichts - absolut schwarz. Na, toll, die Taschenlampe liegt im Zimmer. Schritt für Schritt taste ich mich weiter. So gut kenne ich den Farmhof noch nicht. Auf halbem Weg bleibe ich stehen und schaue zum Himmel. Ich hoffe, daß ich diesen Anblick und das Gefühl dabei nie vergessen werde. Die Milchstraße und der Sternenhimmel sind überwältigend. Ich nehme an, mir blieb der Mund offen, aber es hat niemand gesehen. Nach dem Essen ziehen wir uns um (auch mein warmes Übergewand ist in der fehlenden Kiste!!) und beginnen zu beobachten. Wir hätten frostige Temperaturen erwartet, doch zu unserer großen Überraschung hat es plus 12 Grad und ist windstill. Wir beobachten auf der Sternwarte, an den Teleskopen von Robert Edelmaier und Ludwig Grandy vor der Farmmauer und mit dem Feldstecher. Ich weiß gar nicht, wo ich beginngen soll. Es ist leicht, sich auf dem Himmel zurechtzufinden. Das Südhimmelseminar hat uns gut eingestimmt. Ich suche mit dem Feldstecher mehr oder weniger systematisch den Bereich der Milchstraße zwischen falschem Kreuz und Schütze ab und finde auf Anhieb alle "Sehenswürdigkeiten". Kleine Anfängerprobleme: Antares ist ja gut zu sehen, aber wo geht der Skorpion weiter? Ah! Kopf schief legen, dann ist er zu erkennen. Eine weitere Überraschung: beide Magellan'schen Wolken sind am Südhorizont zu sehen. Bis 22.30 habe ich alle Berühnmtheiten des Südhimmels mit dem Feldstecher und in verschiedenen Teleskopen gesehen. Die beeindruckendsten waren für mich Omega Centauri und die Galaxie NGC 5128, Centaurus A. Dann ist es genug. Die Müdigkeit setzt sich durch. Was für ein Tag! |
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Beobachtungsberichte: Alex Pikhard
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